Ganz selbstverständlich blinkt und glitzert die Wasseroberfläche im Sonnenlicht. Aber dass diese Wasseroberfläche ein künstlich angelegter See ist, merkt man so richtig erst von weit oben aus der Luft. Der Trinkwasserspeicher Frauenau liegt genau an der Grenze zwischen einer vom Menschen beeinflussten Landschaft und dem Nationalpark Bayerischer Wald, ein winzig kleines Gebiet, das durch den Menschen so wenig wie möglich angetastet werden soll.
Dieses Jahr ist es 40 Jahre her, dass die Talsperre zum ersten Mal Wasser an viele durstige Menschen geliefert hat. Und weil es vor über 40 Jahren absehbar war, dass die Bevölkerung im Bayerischen Wald immer weiter wächst und auch immer mehr Wasser braucht, wurde diese Talsperre bei Frauenau gebaut. Schon in den 1960er und 1970er Jahren fehlten an Tagen, an denen die Menschen viel Wasser brauchen, weil es sehr trocken ist und fast nicht regnet oft bis zu 50.000 m³ Wasser.
Warum gibt es so wenig Wasser im Bayerischen Wald, obwohl es dort ja recht viel regnet und schneit? Das liegt an etwas, das der Mensch nicht ändern kann, freilich, die Topographie kann er ein bisschen verändern, aber die Geologie nicht.
Weil der Untergrund aus hartem Granit und Gneis besteht, gibt es im Bayerischen Wald keine großen, langgestreckten Trinkwasservorkommen in der Tiefe, höchstens in einigen wenige tiefen Spalten. Anders als im Hügelland, in dem der Untergrund aus mehreren sich abwechselnden Kies-, Sand- und Tonschichten besteht, gibt es im Bayerischen Wald nur das Oberflächengrundwasser in ca. 10 Meter Tiefe. Aus diesem Reservoir speisen sich aber auch alle anderen Bäche und Gewässer, die für die Tier- und Pflanzenwelt lebensnotwendig sind. Und darum kann man höchstens die Hälfte des Oberflächengrundwassers als Trinkwasser nutzen. Und das reicht, gerade in Trockenperioden, hinten und vorne nicht. Obendrein ist der Bayerische Wald so zersiedelt, dass es unmöglich ist, große Grundwasserschutzgebiete auszuweisen. Ohne den Trinkwasserspeicher in Frauenau gäbe es also im Bayerischen Wald einen massiven Trinkwassermangel.
Eigentlich sollte die Talsperre erst im Jahr 1984 feierlich eröffnet werden. Aber ein extrem trockener Sommer hat diese Pläne durchkreuzt. Schon im Juli 1983 gab es einen so großen Engpass, dass der Trinkwasserspeicher früher als geplant angezapft werden musste. Heute ist es möglich mit diesem Reservoir über 500.000 Menschen zu versorgen.
Christoph Goldstein
Fotos: Stefanie Felgenhauer Woidlife Photography