Corona nervt, nicht wahr? Unabhängig von Sinnhaftigkeit und individueller Betroffenheit greifen die Versuche, die Pandemie einzudämmen, längst in unser aller Privat- und Berufsleben ein. Ignorieren und Weitermachen-wie-bisher ist nun, nach einem schönen Sommer, während dem man Corona noch relativ bequem ausblenden konnte, nicht mehr möglich.
Jetzt kann man resignieren, sich mehr oder weniger kritisch allen Auflagen hingeben, sich zurückziehen oder sich beklagen. Doch mehr denn je ist es an der Zeit, auszuloten, was man der Situation Positives abgewinnen kann – schon um der eigenen Lebensqualität willen. Damit ist nicht der isolierte Rückzug in die eigenen vier Wände gemeint. Schränke ausgemistet, die Küchenkästchen geputzt und neue Kochrezepte ausprobiert, das haben wir alle seit März 2020 zur Genüge.
Nun geht es darum, unsere Beziehungen zum Umfeld zu intensivieren – was liegt dem Menschen als sozial und kulturell hoch entwickeltes Wesen näher? Statt sich durch Kneipen oder Partys zu ratschen, kann man einzelne Personen zu sich nach Hause einladen. Ja, das ist anstrengend, weil es mit Erwartungen und Tiefe verknüpft ist. Dabei muss man Entscheidungen treffen und Einzelnen aus dem Freundeskreis den Vorzug geben. Doch dafür bietet das Fokussierung, Unmittelbarkeit und Intensivierung. Man setzt sich mit dem Gegenüber auseinander und baut eine Beziehung auf, die lange nachwirkt.
Ähnliche Gelegenheiten würden sich beim Besuch kultureller Veranstaltungen bieten: Die Beschränkung auf eine äußerst reduzierte Besucherzahl hat zur Folge, dass man – mit viel Abstand zum Sitznachbarn – für einen Abend lang zu einem exklusiven Kreis gehört, der ein Konzert, eine Theatervorstellung o.ä. genießen darf. Man ist den Protagonisten auf der Bühne gefühlt näher und nimmt auch für diese einen hohen Stellenwert ein, ist man doch einer von wenigen Adressaten, denen die kulturelle Botschaft des Abends gewidmet ist. Auch eine solche Vorstellung bleibt nachhaltig in Erinnerung – bleibt zu hoffen, dass die Schließung aller Kulturstätten wie angekündigt nur für den November 2020 nötig ist. Wie tragisch wäre es, bliebe die ganze Mühe umsonst, die sich Kulturveranstalter mit der Ausarbeitung von detaillierten Hygienekonzepten machen.
Auch der Bezirk Niederbayern hat 2020 rasch gehandelt und ist seiner Verantwortung gegenüber Kulturschaffenden und kulturell interessierten Bürgern nachgekommen: Mit Angeboten wie „Kulturmobil“ https://www.kulturmobil.de/ oder dem Aktionstag „Ateliers in Niederbayern“ http://www.ateliers-in-niederbayern.de/ sind auch in Pandemie-Zeiten unmittelbare kulturelle Begegnungen möglich.
So sehr wir uns alle wieder andere Verhältnisse wünschen – wandeln wir die Beschränkungen doch um in Chancen und nutzen wir sie für eine intensive Begegnung mit Menschen, Ideen und Kulturgenuss!
Veronika Keglmaier
Foto: Sabine Bäter