Eigentlich ist der Donaudurchbruch bei Weltenburg kein Donaudurchbruch. Wieso das denn? Da fließt doch die Donau! Das stimmt, aber es war ein anderer Fluss, der sich da durchgebissen hat; und zwar die Schutter. Später, das ist etwa 150.000 Jahre her, da hat die viel zu große Donau sich dann ins gemachte viel zu kleine Bett gesetzt. Seitdem quetscht sie sich durch die Weltenburger Enge.
Aber erstmal der Reihe nach: Wie kommt es, dass ein Fluss sein Bett wechselt? Mit Flüssen ist so wie mit uns Menschen: Wir sind Gewohnheitstiere. Und wenn wir ein schönes, bequemes Bett haben, dann schaffen wir uns nicht auf einmal ein neues Bett an.
Ursprünglich hatte die Donau ihr Bett dort, wo heute die Altmühl fließt. Das sieht man noch heute. Dieses Tal ist für die kleine Altmühl viel zu groß. Erst bei Welheim, weit hinter Eichstätt trennten sich Donau und Altmühl. So war es über Jahrmillionen. Und so wäre es heute noch, wenn da nicht das kleine Flüsschen Schutter dahergekommen wäre.
Die kleine Schutter hat sich über viele, viele lange Jahre gequält und die Weltenburger Enge geschaffen. Dabei hat sie sich immer weiter in Richtung Donau zurückgearbeitet. Wie kann sich denn ein Fluss zurückarbeiten? Das geht so: Nehmen wir einen Wasserfall als Beispiel. Das Wasser fließt auf einer harten Gesteinsschicht. Dann kommt die Fallkante. Das Wasser stürzt herunter. Wenn das Wasser unten tosend aufprallt unterspült es mit der Zeit das eigentliche Flussbett. Irgendwann bricht das Gestein darüber ab, der Fluss wandert rückwärts. Das nennt man rückschreitende Erosion. Und so war es auch mit der Schutter. Die ist so weit zurückgewandert, dass sie bei Welheim auf die Donau getroffen ist. Das war vor 150.000 Jahren.
Flüsse sind, wie Menschen, faul. Sie gehen den Weg des geringsten Widerstandes. Und so kam diese Abkürzung für die Donau wie gerufen. Dort, wo die Donau die Abkürzung genommen hat, ist heute das Welheimer Trockental. Ein riesiges ausgetrocknetes ehemaliges Tal, das die Donau geschaffen hat, in dem sie aber schon lange nicht mehr fließt.
Heute ist die Weltenburger Enge eines von Niederbayerns Naturwundern. Abertausende Touristen fahren jedes Jahr mit Schiffen und Booten durch den größten Canyon Niederbayerns und staunen über die märchenhaften Felsen und die Sagen, die man sich von ihnen erzählt. Aber das ist eine andere Geschichte…
Christoph Goldstein
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