Die Lagebeschreibung „Zwei Eichen nordwestlich von Weihenstephan (zwischen Hohentann und Ergolding) am Fußweg nach Eichstätt, an der St. Nepomuk-Kapelle“ im Formblatt für das Naturdenkmal Nr. 2277 weist darauf hin, dass zumindest Gläubige früher auch gerne zu Fuß gewandert oder gepilgert sind. Bereits seit 1937 stehen die zwei Eichen unter Schutz. Das Alter von 300-350 Jahren dürfte eher zu hoch gegriffen sein, weil sich Eichen in unseren Breiten an geeigneten Standorten gerne recht gut entwickeln.
Vielleicht gibt es im Zusammenhang mit dem Baujahr der Kapelle um 1780 einen Hinweis auf das korrekte Alter der beiden Bäume. Der Erbauer Johann Nepomuk Reichsgraf von Etzdorff (1739 – 1803) hat, wie früher üblich, vielleicht links und rechts der Kapelle einen Baum gepflanzt. Der Hl. Nepomuk hilft gegen Schäden in Weinbergen, bewahrt Äcker vor Frost und Unwettern, außerdem vor Hungersnot, Pest, Krieg, Armut und anderen Beschwerden; fast wie ein idealer Schutzpatron in Zeiten des menschengemachten Klimawandels. Sein Tod als Staatsheiliger der Habsburgermonarchie durch Ertränken an der Prager Karlsbrücke 1393 hat ihm auch die Ehre eines „Brückenheiligen“ verschafft.
In Weihenstephan ist aber weit und breit keine Brücke zu sehen. Allerdings war die westlich gelegene Wiese früher oft überschwemmt und sogar der nahegelegene Schlosshof samt Wassergraben von Überflutungen bedroht. Vielleicht ist die Kapelle deshalb auch vom nahe gelegenen Erschließungsweg abgewandt: so kann der Nepomuk dem vermeintlichen Unheil besser in die Augen schauen.
Im Jahre 1985 stellte der Baumsachverständige Dr. Aloys Bernatzky in einem Gutachten fest: „Die südlichere Eiche ist schlechter ausgebildet, u.a. durch eine Störzone im Wurzelbereich. Sie zeigt folgende Mängel: Krebsartiger Schädlingsbefall, Höhlung des Stammes, Astausbrüche. Beide Bäume sind geschädigt durch Bodenverdichtung und die mit Gras bedeckte Baumscheiben.“ Deshalb empfahl er Seilanker, Bodenlockerungen, Belüftung und Düngung und beim südlichen Exemplar Gewindestäbe. Das war in diesen Zeiten der „Stand der Technik“. Heute ist dieser Rat zugunsten baumschonenderen Methoden gottseidank überholt.
Heute wirken die zwei Eichen recht vital, der Weg zur Kapelle ist allerdings nur über hüfthohe Brennnesseln erreichbar. Der damalige Schlossherr und Besitzer Joseph Erwein, Graf von Deroy, Freiherr von Fürstenberg ließ sie 1947 renovieren. Eine Besonderheit des Weihenstephaner Nepomuks ist, dass ihm der übliche Strahlenkranz mit den symbolischen 5 Sternen fehlt. Dafür fühlen sich in seiner Nähe Vögel wohl, die gerne hinter dem Schutzgitter nisten.
Zum 100jährigen Gründungsfest der freiwilligen Feuerwehr am 22. Juni 1973 diente die Kapelle mit den flankierenden mächtigen über 20m hohen Eichen als erhöhter Altarraum über der Johanniswiese. Diese war in den 60er bis 80er Jahren des letzten Jahrhunderts auch beliebter Bolzplatz für die Jugendlichen.
Ein Wermutstropfen sind die zahlreichen Fichten im Bereich der Baumkronen, die der heutige Schlossherr auf Drängen eines Anwohners pflanzte, um diesem den Blick auf ein kommendes Baugebiet östlich der Eichen dauerhaft zu ersparen. Sie sollten zugunsten des Naturdenkmals weichen und so den Blick auf die mächtigen Zeugen ungebrochener Lebenskraft wieder freizumachen.
Helmut Wartner
Foto: Helmut Wartner