Auch wenn der höchste Baum der Welt ein 115,5 Meter hoher Küstenmammutbaum in Kalifornien und der höchste Baum Deutschlands die 67 Meter hohe Waltraud, eine Douglasie in der Nähe von Freiburg ist, wartet auch der niederbayerische Landkreis Kehlheim mit einem bemerkenswerten Rekordbaum auf. Noch dazu mit einem, den kaum einer kennt.

Eine der höchsten Eiben Deutschlands, wenn nicht die höchste, wächst an einem Steilhang an den Ufern der Donau, nahe der Befreiungshalle. Nun sind Eiben ja eher für ihre legendäre Langlebigkeit und Giftigkeit bekannt als für besondere Rekordhöhen. Tatsächlich erreicht die sehr selten gewordene Baumart in naturnahen Wäldern kaum mehr als 10 Meter Höhe. Das ist zwar wesentlich höher, als wir die akkurat geschnittenen Eibenhecken in Friedhöfen und Vorgärten kennen, aber im Wald bleiben die schattenverträglichen Eibenbäume stets unter den 30 Meter hoch ragenden Kronendächern der Eichen und Buchen, die sie meist begleiten.

Umso bemerkenswerter ist es, wenn einzelne Eiben einmal in höhere Sphären vordringen: Am Michelsberg, dort wo der Hang am steilsten ist und sich der Wald zu lichten beginnt, ragt eine Eibe auf, die an der 25-Meter-Marke kratzt und damit die offiziell höchste Eibe Deutschlands in Lüttenglehn bei Düsseldorf vom Throne stoßen könnte.

Wer übrigens die Ausnahmeeibe besuchen und womöglich genau ausmessen möchte, sei in zweierlei Hinsicht gewarnt: Erstens ist die Eibe gar nicht so leicht als solche zu erkennen, da sie von ihren Proportionen her eher einer Fichte im Weihnachtbaumlook ähnelt und zweitens ist das Hangstück an dem sich der schöne Baum sichtlich wohl fühlt, dermaßen steil, dass die Gefahr nicht von der Hand zu weisen ist auf dem Hosenboden bis in die nassen Donauauen zu rutschen.

JürgenSchuller
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