Dank eines einstimmigen Beschlusses des Bayerischen Landtags und des Gemeinderats von Mauth-Finsterau wurde heuer der Nationalpark Bayerischer Wald an seiner Ostgrenze offiziell um gut 600 Hektar erweitert. Somit ist er jetzt nicht nur der älteste, sondern auch mit über 25.000 Hektar der größte Wald-Nationalpark der Bundesrepublik. 75 % des Nationalparks liegen jetzt in der streng geschützten Naturzone, in der das Motto „Natur Natur sein lassen“ gilt. Seltene Vogelarten wie das Auer- und Haselhuhn leben gerade in diesem Erweiterungsbereich und können noch besser geschützt werden.
Mit rund vier Hektar liegt auch das Finsterauer Filz – ein ehemaliges Torfabbaugebiet – in dieser Erweiterungsfläche. Ein barriererarmer Zugang soll möglichst vielen Besucherinnen und Besuchern den Genuss dieses Naturschmankerls ermöglichen.
Auf rund 221.000 Hektar erstreckten sich einst die Moore in Bayern. Sie entstanden seit der letzten Eiszeit in Senken, in denen sich jahrzehnte- und jahrhundertelang Niederschlagswasser sammeln konnte. Heute sind 95 % dieser Bereiche ausgetrocknet. Und damit ist auch ein einmaliger Lebensraum für heute stark bedrohte Tier- und Pflanzenarten verschwunden. Diese trockengelegten und intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen stoßen jährlich 5 % von Bayerns Treibhausgasen aus. Dafür können intakte und renaturierte Moore bis zu 30 (!) Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr binden. Moore sind riesige Schwämme und Klimaanlagen: mehr intakte Moorflächen bedeuten weniger Überschwemmungen und kühlere Luft. Deshalb ist Moorschutz heute auch aktiver Arten-, Hochwasser- und Klimaschutz.
Auf kleiner Fläche ist das auch im Finsterauer Filz gelungen: das einst für dringend benötigte Brennmaterialien benötigte abgebaute Hochmoor konnte dank des Einsatzes qualifizierter Fachleute so erfolgreich wiederhergestellt werden. Mit Holzbarrieren wurde der Wasserstand wieder deutlich angehoben, bestehende Drainagen und Gräben geschlossen. Auch die Hammerklause, eine alte Holztrift, ist durch den aufgestauten Teufelsbach heute ein idyllischer See in der Umgebung von Finsterau. So sind jetzt Juwelen der Kulturlandschaft inmitten der neuen Erweiterungsfläche im Nationalpark entstanden!
Helmut Wartner
Aquarell: Helmut Wartner