„Gri my dream rückt jetzt in zweiter Spur etwas auf, aber vorn weiter unbeeindruckt Workaholic Diamant, der jetzt mit der Führung auf die Zielgerade kommt. Aber Gri my dream macht außen Druck. Gri my dream greift an! Gri my dream!!! Gri my dream, meine Damen und Herren gewinnt hier dieses Rennen vor Workaholic Diamant.“ – Wo sind wir denn hier gelandet? Bei einem Pferderennen, und zwar auf der Trabrennbahn in Straubing; es ist Donnerstagvormittag, zweites Rennen ungefähr um die Mittagszeit. Viele Menschen sind nicht gekommen, die meisten sind Rentner. Das war früher ganz anders. Als im Oktober 1874 die ersten Rennen stattfanden, damals war Bayern noch ein Königreich, strömten tausende Menschen zur Rennbahn, die damals noch auf dem heutigen Volksfestplatz war. Der Pferdesport und das Wettgeschäft boomten und schon 1901 wurde eine Rennbahn im Süden Straubings mit Tribüne und Stallungen errichtet.
Auch nach den beiden Weltkriegen war der Trabrennsport überaus gefragt, bevor er in den 1990er langsam immer weniger Menschen kamen. In Frankreich ist das ganz anders. Dort gibt es 237 Rennbahnen, in Bayern dagegen sind es nur zwei: Straubing und Daglfing bei München. Für die Franzosen ist es ein ganz besonderer Genuss während den Mittagsstunden den Trabrennsport zu verfolgen und Wetten abzuschließen. Und das ist auch der Grund, warum die Rennen in Straubing heute stets während der Woche um die Mittagszeit stattfinden. Schon seit vielen Jahren arbeitet die Rennbahn in Straubing mit dem französischen Wettanbieter PMU zusammen, der mit einem Renntag in Straubing jedes Mal über eine Million Euro umsetzt. Zum Vergleich: In ganz Frankreich werden pro Jahr etwa zehn Milliarden Euro umgesetzt. Die Straubinger Rennbahn profitiert davon, denn ohne den französischen Markt wäre sie längst insolvent.
Christoph Goldstein
Foto: Bruno Mooser