Ist von „Arche“ die Rede, denkt man wohl zuerst an die Bibel. Im Buch Genesis wird ausführlich über die Geschichte vom rechtschaffenen Noah berichtet, dem Gott gebot, eine Arche zu bauen. Mit ihr sollte Noah seine Familie und alle Landtierarten vor der angekündigten Sintflut retten.

Heute ist es nicht die biblische Sintflut, welche das Leben vieler Tier- und auch Pflanzenarten bedroht. Die Gründe sind vielfältig, doch Auslöser ist letztendlich immer der Mensch. Das ökologische Gleichgewicht ist empfindlich gestört durch Umweltverschmutzung, Klimawandel, intensive Landbewirtschaftung, Monokulturen, Pestizide, Insektizide u. v. m. Dies führt zu einem Artensterben erschreckenden Ausmaßes. Betroffen davon sind nicht nur Wildpflanzen und Wildtiere, sondern auch Kulturpflanzen und Nutztiere aus der heimischen Landwirtschaft. Nachdem die meisten Nahrungsmittel heute mit relativ wenigen modernen Hochleistungssorten und -rassen produziert werden, misst man den alten Arten und Rassen zu wenig gewinnbringenden Nutzen bei. Deshalb stehen mittlerweile über 100 Rassen auf der „Roten Liste der gefährdeten Nutztiere“.

Die über Generationen hinweg betriebene, an Klima und Standort angepasste Nutztierzucht stellt jedoch eine wesentliche, wenngleich vielfach unerkannte Kulturleistung dar. Alte Haus- und Nutztierrassen sind von Menschen geschaffenes Kulturgut. Dieses ungewöhnliche und aufgrund seines genetischen Potentials wertvolle Gut zu schützen, hat sich die „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH)“ zur Aufgabe gemacht. 1981 im niederbayerischen Rottal gegründet, sitzt die Gesellschaft mittlerweile im hessischen Witzenhausen und ist bestrebt, dem drohenden Nutztierverlust mit verschiedenen Initiativen entgegenzuwirken.

Eine dieser Maßnahmen ist das „Arche-Projekt“, das seit 1995 läuft. Dabei leisten Landwirtschaftsbetriebe aktive Erhaltungsarbeit für gefährdete Nutztierrassen. Solche Betriebe sind nicht mit „Streichelzoos“ zu verwechseln. Ziel des Projekts ist es nämlich, besagte Rassen in der landwirtschaftlichen Produktion zu halten. Nur so kann man ihr Leistungspotential, ihre besonderen Eigenschaften gezielt nutzen und durch nachhaltige Zucht hoffentlich langfristig ihre Erhaltung gewährleisten. Aktuell gibt es weit über 100 anerkannte Archen deutschlandweit, davon 13 in Bayern und zwei in Niederbayern.

Arche-Hof Nr. 48 ist der „Pausnhof“ in St. Oswald am Südrand des Nationalparks Bayerischer Wald. Neben Hühnern und Kaninchen hat sich der Bio-Betrieb der Familie Simmet auf zwei alte, gefährdete Haustierrassen spezialisiert: auf das Waldschaf und das Pinzgauer Rind.

Petra und Marc Herrmann betreiben mit ihrem „Wampendobler Paradies“ in Egglham im Landkreis Rottal-Inn den Arche-Hof Nr. 56. Sie halten Krainer Steinschafe, Bayrische Landgänse und mit ihren Deutschen Lachshühnern und Westfälischen Totlegern zwei seltene Hühnerrassen.

Übrigens für alle erwähnten Tierrassen und viele weitere bietet die GEH auf ihrer Homepage umfangreiche Rassebeschreibungen mit guter Bebilderung. Wer also noch auf der Suche nach „seiner“ bevorzugten Rasse ist, ob Rind, Schwein, Pferd, Esel, Schaf, Ziege, Hund, Kaninchen, Huhn, Ente, Gans, Pute oder Biene, wird hier bestimmt fündig.

MS
(Foto: GEH e. V.)