Steinreich – Hauzenberg und der Granit.

Wie entsteht Granit? An gewissen Stellen steigt Magma an die Erdkruste hoch. Dort vermischt sich die Magma mit dem Gestein, das schon da ist, erkaltet und daraus entsteht dann beispielsweise Granit. Das ist im Bayerischen Wald vor vielen hundert Millionen Jahren passiert. Dort wo heute Hauzenberg liegt, hat sich damals ein Granitmassiv mit einer Fläche von ungefähr 60 km² gebildet. Der Hauzenberger Granit ist schwarz-weiß gesprenkelt. Meißner Granit hingegen hellrot. Welche Farbe der Granit hat, liegt daran, mit welchen und mit wie vielen Mineralien er sich verbunden hat.

Allein im Umkreis von Hauzenberg haben die Menschen seit dem Mittelalter in über 200 Steinbrüchen so viel Granit abgebaut, dass der Hauzenberger-Granit bald sprichwörtlich wurde: Mit ihm haben die Bayern ihre Kirchen gebaut, Straßen gepflastert, Brunnen gebaut, Brücken errichtet, Rinnsteine gelegt, Grabsteine hergestellt und vieles mehr. Granit braucht man beim Straßenbau, für Schotter, ganz fein zerrieben als Inhaltsstoff für Beton und als Sockel für Denkmäler sowie als Rohmaterial für Skulpturen.

 Die Arbeitsbedingungen in den Steinbrüchen waren mörderisch. Heute wird Granit mittels kontrollierter Sprengungen „abgebaut“; Bagger laden ihn auf Lastwagen, transportieren ihn ab und später zerkleinern Maschinen das Gestein. Noch bis vor 100 Jahren mussten die Arbeiter das alles mit der Hand und einfachstem Werkzeug erledigen; vom Staub gar nicht zu reden. Aber die Menschen im ganzen Land brauchten Granit für ihre Straßen und Wege, Dorf- und Stadtplätze. Und so sorgten sie indirekt für den Lebensunterhalt von über 1000 Menschen allein in Hauzenberg und weiteren 10.000 im gesamten Bayerischen Wald.

Noch heute ist die Region rund um Hauzenberg das Zentrum der Niederbayerischen Granitgewinnung. Und die vielen aufgelassen Steinbrüche sind ein Eldorado für Hobbygeologen. Im Jahr 2005 hat in Hauzenberg das „Granitzentrum“ eröffnet (https://granitzentrum.de/ ). Das „Granitzentrum“ ist ein Museum am Rande eines alten Steinbruches. Dort können sich die Besucherinne und Besucher die Geschichte des Hauzenberger-Granits von der erdgeschichtlichen Entstehung bis in die Gegenwart erzählen lassen.

Christoph Goldstein
Foto: Granitzentrum Hauzenberg

Nur der Wandel ist beständig

Jeder kennt die Situation: Beim Anschauen alter Fotos macht sich Erheiterung und Erstaunen im Freundes- und Familienkreis breit, angesichts offensichtlicher „Modesünden“ vergangener Jahrzehnte. Schon bald schwelgen alle in Erinnerungen an alte Bekannte und die damaligen Ansichten. Diese decken sich manchmal erstaunlich wenig mit dem aktuellen Selbstverständnis. Das ist nun durchaus nichts Ungewöhnliches. Die großen und bedeutsamen Ereignisse des Lebens sorgen ebenso wie alltäglichen Erfahrungen dafür, dass sich jeder Mensch fast zwangsläufig weiterentwickelt. Wenn der Unterschied zwischen früherem und heutigem Ich aber sehr groß ist, handelt es sich dann überhaupt noch um ein und dieselbe Person? Zweifelsohne eine schwierige Frage, die sich in abgewandelter Form auch auf Baudenkmäler beziehen lässt.

Auch Baudenkmäler verändern sich im Laufe der Zeit, wenn sie, wie z. B. bei Holzblockbauten, verwittern, modrig oder morsch werden. In letzterem Fall ist es unabdingbar, die kaputten Bauteile zu entfernen und durch möglichst originalgetreues Material zu ersetzen. Verliert ein Baudenkmal aber im Zuge dieser Erneuerung seine Identität?

Wichtig ist, wie viel von der Originalsubstanz verloren gegangen ist und wie schnell der Verlust eintritt. Denn problematisch sind vor allem solche Fälle, in denen ein Gebäude auf einen Schlag gänzlich oder größtenteils zerstört wird. Nach einem Brand führt z. B. oftmals kein Weg mehr an einer Rekonstruktion vorbei. So auch beim Ende 2020 wiedereröffneten Stadtschloss in Berlin oder beim Rathaus in Straubing, dessen Wiederaufbau Ende 2020 begonnen hat und sich über die kommenden drei Jahre erstrecken soll. Solche Rekonstruktionen bergen stets die Gefahr, dass das Original verfälscht wird. Dies war auch bei der Diskussion um den Wiederaufbau der Pariser Notre Dame zu sehen, als zeitweilig die prominent vertretene Forderung nach einer zeitgenössischen architektonischen Umgestaltung der Kathedrale im Raum stand.

Rekonstruktionen wird aufgrund mangelnder Authentizität abgesprochen, verlässlich Wissen über die Vergangenheit vermitteln zu können. Diesem Vorwurf der denkmalpflegerischen Wertlosigkeit mag manch einer entgegnen, dass auch historisierende Neubauten dazu in der Lage sind, die Bevölkerung an Bau-, Kunst- und Kulturgeschichte zu erinnern und damit einen zentralen Zweck von Denkmälern zu erfüllen.

Denkmalsanierungen, wie z. B. jene des aus dem 15. Jahrhundert stammenden Landshuter Holzblockbaus „Am Graben 23“, sind dagegen aus denkmalpflegerischer Sicht unstrittig weniger problematisch, da hier auf vorhandener Substanz aufgebaut werden konnte. Sie sind nach ihrer Fertigstellung lebendige Quellen der Vergangenheit und heben durch das Zusammenspiel von Alt und Neu den Entwicklungsprozess des jeweiligen Gebäudes hervor. So haben sie Zeugniswert, sind gegenwärtigen Generationen von Nutzen und können bei all dem auch noch sehr ansprechend aussehen.

Laurenz Schulz
Foto: Kulturreferat

Grüne Woche – smart for life

Dieses Jahr hat sich die landwirtschaftliche Fachwelt, ohne Volksmassen und ohne bumsvolle Messestände, im Netz getroffen.

Nach der traditionellen Auftaktveranstaltung der Kritiker und Umweltverbände, unter dem Motto „wir haben es satt“, ging diesmal das zuständige Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft medial in die Offensive: Die Anzeigen-Kampagne unter dem Titel „Smart for life – unsere Ernte, unser Leben“ zeigt eine top moderne Maisernte im Luftbild: Eine Drohne über ausgeräumter Flur ohne Baum, Strauch oder Rain und eine maskierte Verbraucherin, die mit blauem Einmalhandschuh eine Apfelsine hält (oder ist es doch eine perfekte Tomate?). Was bedeutet das? Ohne Drohnen keine Zukunft, ohne Maismonokulturen kein Leben, ohne globale Landwirtschaft keine vollen Regale?

Die zuständige Bundesministerin beklagt heuer, dass die Kritiker*innen Jahr für Jahr mit ihren Protesten in dieselbe Kerbe schlagen: Nachhaltigkeit sei selbstverständlich, aber eben nur Schritt für Schritt, im gemächlichen Tempo, auf dem Dienstweg. Doch sie, und die sie unterstützenden Agrarkonzerne, samt Bauernverband, scheinen das ständig zunehmende Unbehagen der bundesdeutschen und bayerischen Bevölkerung mit den herrschenden Zuständen in Feld und Flur immer noch nicht registriert zu haben.

Natürlich geht es nicht um eine Rückkehr zu „Bullerbü-Zuständen“ mit Kühen und Ferkeln auf Stroh, die übrigens in früheren Imagekampagnen gerne Pate gestanden haben. Aber der Mensch nimmt den Tieren jedes Jahr mehr Raum weg. Immer mehr Tierarten sterben aus oder sind davon bedroht. Langsam kommt der Klimawandel auch in der Landwirtschaft an: Die Böden sind überdüngt, sauberes Grundwasser wird knapper. Was ist die Lösung? Immer mehr Tiere? Immer größere Ställe?

Es gibt auch positive Beispiele: Gerade die jüngeren Landwirte sind es, die neue Wege gehen. Ein Beispiel ist die syntropische Landwirtschaft. Syntropisch bedeutet nichts Anderes als „miteinander“ und „zusammen“. Bei dieser Form der Landwirtschaft geht es darum, Monokulturen zu vermeiden. Dünger und Pestizide spielen überhaupt keine Rolle. Die Felder sind von Grünstreifen, Hecken und Bäumen durchzogen. Sie schützen den Boden vor Winderosion und liefern gleichzeitig organischen Dünger. Grundsätzlich geht es dabei um ein nachhaltiges Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur. Dieses Zusammenspiel noch mehr zu pflegen, wäre das nicht ein guter Vorsatz für das Jahr 2021?

Helmut Wartner
Foto: Klaus Leidorf, BMEL

Der Donaudurchbruch bei Weltenburg

Eigentlich ist der Donaudurchbruch bei Weltenburg kein Donaudurchbruch. Wieso das denn? Da fließt doch die Donau! Das stimmt, aber es war ein anderer Fluss, der sich da durchgebissen hat; und zwar die Schutter. Später, das ist etwa 150.000 Jahre her, da hat die viel zu große Donau sich dann ins gemachte viel zu kleine Bett gesetzt. Seitdem quetscht sie sich durch die Weltenburger Enge.

Aber erstmal der Reihe nach: Wie kommt es, dass ein Fluss sein Bett wechselt? Mit Flüssen ist so wie mit uns Menschen: Wir sind Gewohnheitstiere. Und wenn wir ein schönes, bequemes Bett haben, dann schaffen wir uns nicht auf einmal ein neues Bett an.

Ursprünglich hatte die Donau ihr Bett dort, wo heute die Altmühl fließt. Das sieht man noch heute. Dieses Tal ist für die kleine Altmühl viel zu groß. Erst bei Welheim, weit hinter Eichstätt trennten sich Donau und Altmühl. So war es über Jahrmillionen. Und so wäre es heute noch, wenn da nicht das kleine Flüsschen Schutter dahergekommen wäre.

Die kleine Schutter hat sich über viele, viele lange Jahre gequält und die Weltenburger Enge geschaffen. Dabei hat sie sich immer weiter in Richtung Donau zurückgearbeitet. Wie kann sich denn ein Fluss zurückarbeiten? Das geht so: Nehmen wir einen Wasserfall als Beispiel. Das Wasser fließt auf einer harten Gesteinsschicht. Dann kommt die Fallkante. Das Wasser stürzt herunter. Wenn das Wasser unten tosend aufprallt unterspült es mit der Zeit das eigentliche Flussbett. Irgendwann bricht das Gestein darüber ab, der Fluss wandert rückwärts. Das nennt man rückschreitende Erosion. Und so war es auch mit der Schutter. Die ist so weit zurückgewandert, dass sie bei Welheim auf die Donau getroffen ist. Das war vor 150.000 Jahren.

Flüsse sind, wie Menschen, faul. Sie gehen den Weg des geringsten Widerstandes. Und so kam diese Abkürzung für die Donau wie gerufen. Dort, wo die Donau die Abkürzung genommen hat, ist heute das Welheimer Trockental. Ein riesiges ausgetrocknetes ehemaliges Tal, das die Donau geschaffen hat, in dem sie aber schon lange nicht mehr fließt.

Heute ist die Weltenburger Enge eines von Niederbayerns Naturwundern. Abertausende Touristen fahren jedes Jahr mit Schiffen und Booten durch den größten Canyon Niederbayerns und staunen über die märchenhaften Felsen und die Sagen, die man sich von ihnen erzählt. Aber das ist eine andere Geschichte…

Christoph Goldstein
Foto: https://pixabay.com/de/photos/donaudurchbruch-donau-felsen-herbst-4595191/

Neues Jahr – neuer Kalender

Das Bewusstsein für zyklisch wiederkehrende Ereignisse, wie z. B. der Wechsel von Tag und Nacht, die Mondphasen oder Sonnwenden, drängte die Menschen schon in der Vor- und Frühzeit ihrer Kulturgeschichte zur Zeiteinteilung. Den Jägerkulturen war die Kenntnis regelmäßig stattfindender Tierwanderungen hilfreich. Bei den Ackerbaukulturen spielte das Wissen um die genauen Zeitpunkte für Aussaat und Ernte eine überlebenswichtige Rolle. Viele vorgeschichtliche Bauten wie etwa die Sonnentempel in Lateinamerika, die Monumente von Stonehenge oder die Kreisgrabenanlage von Künzing-Unternberg in Niederbayern waren sogenannte Kalenderbauten. Man weiß heute, dass sie durch ihre Ausrichtung auf den Stand der Sonne an bestimmten Tagen eine kalendarisch exakte Bestimmung zuließen; zudem waren mit der systematischen Himmelsbeobachtung auch religiöse Kulte verbunden.

Kalender spielen also in der Kulturgeschichte eine zentrale Rolle. „Kalender“ bedeutet im weitesten Sinn Zeitrechnung, im direkten handelt es sich um das Verzeichnis der nach Wochen und Monaten geordneten Tage eines Jahres. Das Wort stammt aus dem Lateinischen. Calare heißt „ausrufen“. Calendae hieß der erste Tag jeden Monats, an dem der neue Monat öffentlich ausgerufen wurde. Im Mittelalter entstand daraus der Zeitweiser durch das Jahr, das „Calendarium“, das in der heutigen Bezeichnung „Kalender“ fortlebt.

Da die alten Kalender – der ägyptische, der altrömische und der Julianische Kalender – Ungenauigkeiten gegenüber dem astronomischen Jahr aufwiesen, ordnete Papst Gregor XIII. 1582 eine Kalenderreform an. Der nach ihm benannte „Gregorianische Kalender“ gilt bis heute.

Seit Jahrhunderten zählt der Kalender zu den alltäglichen Gebrauchsgegenständen. Mit dem Übergang von der alten Agrar- zur modernen Industriegesellschaft änderten sich allerdings Gebrauch- und Bedeutung. Bald standen nicht mehr Information und Belehrung der ländlichen Bevölkerung im Vordergrund. Die Industriegesellschaft brauchte keine sogenannten „Bauernkalender“ mehr mit Mondphasen und Wetterregeln – für sie ging es um die Zeiteinteilung im Stundentakt. „Zeit ist Geld“ lautete die Devise, und deshalb musste die Nutzung des Faktors Zeit laufend optimiert werden. Dies führte zum Paradoxon des 20. Jahrhunderts: Der Mensch leidet trotz des Einsatzes von Maschinen und modernster Technik als arbeitserleichternde Hilfsmittel unter Zeitmangel. Bisweilen stellen wir hilflos fest, dass unsere Zeit schnelllebig, ja zu schnelllebig geworden ist. Eine gute Zeiteinteilung und ein konsequent geführter Kalender erleichtern Vieles. Das neue Jahr und ein neuer Kalender – ob analog oder digital – können Anlass und Hilfe sein, Zeitmanagement und Lebensqualität besser in Einklang zu bringen.

Maximilian Seefelder
Foto: Museum Quintana

Die Deggendorfer Knödelschlacht

König Ottokar II. (1232-1278) von Böhmen war ein skrupelloser Feldherr. Mit allen Mitteln versuchte er sein Einflussgebiet zu vergrößern. Eines Tages im Jahr 1266 zog er mit einer großen Armee vor die Tore von Deggendorf. Den Stadtgraben und die Mauern konnte er nicht überwinden. Das wusste er. Wenn er die Stadt also nicht im Sturm nehmen konnte, so musste er sie eben belagern.

Tage und Wochen vergingen. Die Verteidiger wurden müde. Bald hatten sie fast nichts mehr zu essen oder zu trinken. Ihre Schwäche auszunutzen, war der Plan Ottokars. Und so schickte er einen Spion los. Er sollte die Stadtmauer erklimmen und den passenden Zeitpunkt für einen Überraschungsangriff auskundschaften. Denn auch Ottokars riesigem Heer gingen allmählich die Vorräte aus. Der Spion kletterte also behend die Mauer empor. Er warf einen kurzen Blick über die Zinnen der Stadtmauer – nichts zu sehen. Nur ein Wächter, der sich vor Hunger und Müdigkeit nicht mehr auf den Beinen halten konnte und eingenickt war. Gerade als er seinen Kopf heben wollte, um einen zweiten Blick über die Zinnen zu erhaschen, da traf ihn ein riesengroßer Knödel im Gesicht! Fast wäre er die Mauer hinuntergestürzt. Geknickt berichtete er Ottokar, dass die Deggendorfer so viele Vorräte besäßen, dass sie sogar in der Lage seien mit Essen zu werfen. Zerknirscht zog Ottokar ab und zog in Richtung Passau weiter.

Aber wer hatte den Knödel geworfen? Es war eine Frau, die aus den letzten Essensresten, die sie noch zu Hause hatte, einen großen Knödel gemacht hatte und ihn ihrem Mann auf die Mauer bringen wollte. Gerade als sie nach ihrem Mann rufen wollte, wo er denn sei, da erblickte sie den feindlichen Spion und traf ihn mit dem Knödel voll im Gesicht. Deggendorf war gerettet!

Heute erinnert die Bronze-Skulptur der Knödelwerferin an die beherzte, heldenhafte Tat. Die Künstlerin Erika Einhellinger, die in Deggendorf wohnt, hat 1985 diese Skulptur geschaffen. Heute steht sie in der Deggendorfer Altstadt. Ganz in der Nähe, wo einst der Stadtgraben verlief und die Knödelwerferin Deggendorf vor einem schlimmen Schicksal bewahrte. Mittlerweile ist der Stadt Deggendorf ihr Ruf als „Knödelstadt“ weit vorausgeeilt. Das liegt aber nicht an der Sage, sondern vielleicht eher an der Geschäftstüchtigkeit der Deggendorfer.

Christoph Goldstein
Foto: Stadt Deggendorf

Luftbildarchäologie – eine Reise in die Vergangenheit.

Luftaufnahme des Erdwerks bei Altheim

Nicht alle, die seit März 2020 eine 155 Cent-Marke auf einen Brief kleben, wissen, dass sie damit nicht nur symbolisch das „Grüne Band“ von 1.400 km Länge in der Hand halten, sondern auch ein prägnantes Luftbild. Es stammt aus der Kamera eines der bedeutendsten deutschen Luftbildarchäologen: und zwar Klaus Leidorf. Klaus Leidorf wohnt in Buch am Erlbach in Niederbayern und fotografiert seit 1989 freiberuflich archäologische Bodendenkmäler im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für die Bodendenkmalpflege.

Der Boden, die Erde auf der wir stehen, das ist das kollektive Gedächtnis der Welt. Alles was je auf dieser Welt gebaut wurde, hinterlässt Spuren. Und der Boden speichert sie. Wie eine große Festplatte. Nur in luftigen Höhen sieht man, welche Schätze da eigentlich im Boden verborgen sind. Als Spaziergänger wäre man an ihnen achtlos vorbeigegangen. Im Sommer zum Beispiel, wenn das Getreide wächst, dann sieht man längst vergessene Mauern, Gräben und Straßen besonders gut. Warum? An der Stelle, an der der Rest einer uralten Mauer in der Erde schlummert, kommt das Getreide nicht so gut an feuchte Bodenschichten in der Tiefe. Es wächst nicht richtig. Ist dann das Feld von feinen Linien durchzogen, die ein Quadrat bilden, stand dort einst eine Viereckschanze oder ein Römerlager. Und das sieht man nur aus der Luft.

Luftbildarchäologen wie Donatus Moosauer in den 1970er und 1980er Jahren oder heute Klaus Leidorf jagen den Spuren einer längst vergangenen Zeit nach. Sie sind Zeitreisende; aber nicht nur das: Sie halten uns einen Spiegel vor. Sie zeigen uns auch, was wir heute mit unserem Boden machen, wie wir ihn quälen (Gäuboden), verschwenden (Logistikhallen und Neubaugebiete) und zerstören (noch mehr Autobahnen) – Sterbebilder einst so vertrauter Kulturlandschaften.

Klaus Leidorf hat seit über 30 Jahren immer und immer wieder neue Bodendenkmäler entdeckt und dank moderner Technik exakt vermessen. Als Einhandflieger ist der ausgebildete Wissenschaftler gleichzeitig Pilot, Navigator, Beobachter und Fotograf. Im Extremfall ist er bis zu 12 Stunden ohne Zwischenstopp in der Luft – bevor er wieder in Ellermühle, seinem Heimatflugplatz, bei Sonnenuntergang landet.

Das Archiv von Klaus Leidorf ist voll von der Schönheit der Natur aber auch voll von fatalen Fußabdrücken unserer Zeit. Das von ihm zwischen 1996 und 2008 dokumentierte „Grüne Band“ ist dabei ein Glücksfall für den deutschen Natur- und Artenschutz, das u.a. auch dank der Überzeugungskraft der Luftbilder 2019 als Nationales Naturmonument ausgewiesen wurde.

Wer in die faszinierende Welt der Luftbildarchäologie näher eintauchen will, kann unter www.leidorf.de oder www.leidorf-aerial.com dank der professionellen Schlagwort-Archivierung erhellende Stunden und Tage verbringen.

Helmut Wartner
Foto: Klaus Leidorf

 

Was haben die Tiere in der Weihnachtskrippe zu suchen?

Das Jesuskind in der Krippe, drum herum Maria und Josef, Ochs und Esel, etwas weiter weg die Hirten mit ihren Schafen, die herbeiströmen und andächtig niederknien und in der Ferne die Heiligen Drei Könige: ihre Kamele, beladen mit ausgesuchten Kostbarkeiten. – Sind das einfach nur Figuren aus Holz oder Plastik, die man jedes Jahr aus dem Keller holt und mal mit mehr, mal mit weniger Fantasie aufstellt? Einfach nur eine alte Tradition?

Mit der Krippe ist es wie mit einem guten Buch, einem Theaterstück oder einem Film. Es gibt Hauptrollen und Nebenrollen. Das bedeutet nicht, die Hauptrollen sind wichtig, die Nebenrollen unwichtig. Ganz im Gegenteil! Die Nebenrollen sorgen dafür, dass die Hauptrollen überhaupt glänzen können. Und so ist es bei der Krippe auch. Wie die Hauptrollen besetzt sind und wofür sie stehen, das macht uns keine Schwierigkeiten. Aber wie sieht es mit den Nebenrollen aus? Was ist mit den Tieren? Ochs und Esel, Schafe, Hunde, Kamele, Pferde, Elefanten – das ist ja ein richtiger Zoo! Wofür stehen die denn?

Aus der Sicht der Tiere ist die Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium ziemlich dürr: da kommen die Hirten mit ihren Schafen vor, und dann ist auch schon Schluss. Aber wie jede gute Geschichte haben die Menschen auch die Weihnachtsgeschichte mit der Zeit immer weiter ausgeschmückt.

Wo ein Stall ist, da sind Ochsen und Esel nicht weit. Das dachte man sich. Schließlich heißt es schon im Alten Testament: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt‘s nicht und versteht’s nicht.“ Schon damals waren die Menschen so mit sich selbst und ihren Sorgen und Streitigkeiten beschäftigt, dass sie gar nicht erkennen konnten, was da für ein Wunder geschehen ist. Und heute ist das noch immer so. Weihnachten verschwindet hinter Lebkuchen, Christbaumkugeln, Weihnachtsbeleuchtung und Glühwein.

Die ersten, die zur Krippe strömten, das waren ganz einfache Menschen: Hirten mit ihren Schäfchen und Lämmchen. Wie ein Hirte kümmerte sich Jesus um die Menschen, denen es schlecht ging und am Ende opferte er sich selbst – als Lamm Gottes.

Und dann sind da noch die Heiligen Drei Könige mit Pferden, Kamelen und Elefanten. Sie zeigen uns, woher die Könige kommen. Das Pferd steht für Europa, das Kamel für den Orient und der Elefant für Afrika.

Jeder Kulturkreis hat seine eigene Krippe und seine eigenen Tiere; und auch seine Eigenheiten: Zum Beispiel gibt es in Katalonien den Brauch, etwas weiter von der Krippe entfernt, eine kleine Figur aufzustellen, die mit heruntergelassen Hosen gerade ihr Geschäft verrichtet.

Christoph Goldstein
Foto: Christoph Goldstein

Stechpalme – mehr als nur Weihnachtsdeko?

Gehen den Erfindern der Auszeichnung „Baum des Jahres“ allmählich die Ideen aus? Die Stechpalme ist doch ein Strauch – und kein Baum!? Bei uns schon; aber zum Beispiel in England und Irland nicht; dort gibt es Stechpalmen, die über 20 Meter hoch und mehrere hundert Jahre alt sind Das hat mit dem Klima zu tun. So viel Regen wie die Stechpalme braucht, fällt bei uns einfach nicht. Deswegen ist für uns die Stechpalme auch eher ein Strauch, der wild vor allem im Unterholz gedeiht, im Schutz hoher Bäume. Trotzdem gibt es auch bei uns, zum Beispiel im Allgäu und im Schwarzwal, einige gewaltige Exemplare, teils über 10 Meter hoch.

Schon Kelten und Germanen haben ihre Wohnstätten mit Stechpalmenzweigen geschmückt; wahrscheinlich um böse Geister zu vertreiben. Daraus wurde mit der Zeit ein Weihnachtsbrauch; das war noch vor der Adventskranz- und Weihnachtsbaum-Ära.

In England und Amerika ist Weihnachten ohne Stechpalmenzweige, dort nennt man sie „holly-berry“, undenkbar. Deswegen gibt es viele sogenannte „holly-farms“, in denen das ganze Jahr weihnachtliches Grün für die graue Winterzeit gehegt und gepflegt wird.

Im 19. Jahrhundert waren die Zweige ein richtiger Deko-Exportschlager. Deswegen ist die Stechpalme heute bei uns sehr selten und geschützt. Aber nicht nur zur Deko taugt sie! Ihr Holz ist sehr, sehr hart und es eignet sich vortrefflich für Spazierstöcke – Goethe hatte einen – und auch für Zauberstäbe: Harry Potter hat einen aus Stechpalmenholz.

Für den Menschen sind die leuchtend roten Beeren der Stechpalme giftig. Vögel und Insekten lieben sie. Für Drosseln, Amseln, Rotkehlchen oder Mönchsgrasmücken sind sie wertvolle Nahrung in kalten Monaten. Zitronenfalter schätzen Stechpalmen als Überwinterungsquartier, weil sie ähnlich wie der Liguster ein Frostschutzmittel enthalten, das die Schmetterlinge bei den ersten Frühlingssonnenstrahlen sofort fliegen lässt.

Wie wäre es dieses Jahr mit einem kleinen Experiment zu Ehren der Stechpalme? Stechpalmenzweige statt Adventskranz oder Weihnachtsbaum? Könnten Sie sich das vorstellen?

Helmut Wartner
Foto: https://pixabay.com/de/photos/holly-baum-houx-stechpalme-1030595/

Kultur trotz Lockdown II

Quälende Langeweile und man weiß immer noch nicht, was man tun könnte? Das kann passieren, wenn doch alles geschlossen hat und man sich nicht einmal in Kaufhäusern oder mit einem Besuch beim Friseur die Zeit vertreiben kann. Vielleicht sind dann ja folgende Tipps für Sie interessant:

Willi Geiger, 1878 in Landshut geboren, war ein überaus bekannter Maler, sein Sohn Rupprecht ebenfalls. In Rupprecht Geigers ehemaligem Atelier im Süden von München ist heute das „Archiv Geiger“. Wer Interesse hat in die künstlerische Welt der beiden Geigers einzutauchen, der sollte unbedingt auf der Website https://www.archiv-geiger.de oder auf instagram https://www.instagram.com/archivgeiger/ vorbeischauen. Dort gibt es tolle Fotos und vieles mehr.

Das Landestheater Niederbayern und das Kleine Theater Landshut haben sich ganz viel gegen die Langeweile ausgedacht: Von Premieren über Livemitschnitte bis hin zu ganz eigenen Corona-Formaten ist alles geboten: Während es beim Kleinen Theater märchenhaft weihnachtlich glitzert, geht es beim Landestheater tierisch zu: Da wimmelt es nur so von Fledermäusen und Schmetterlingen…

https://www.landestheater-niederbayern.de/content/mediathek

https://www.kleinestheater-kammerspielelandshut.de/index.php/spielplan/programm

Sie wollten schon immer mal einen Blick hinter die Kulissen der gewaltigen Schlösser Ludwigs II. werfen? Dann sind Sie beim Schlösserblog an der richtigen Adresse. https://schloesserblog.bayern.de/ Auf dem Instagram-Kanal der Schlösser und Seenverwaltung https://www.instagram.com/infopointbayern/?hl=de gibt es viel zum Raten, einen Adventskalender und natürlich viele tolle Fotos.

Für alle, die nicht nur passiv auf den Bildschirm glotzen wollen, gibt es den musikalischen Adventskalender des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege. Da kann man jeden Tag ein Türchen aufmachen und heraus schaut jeden Tag ein neues Liedblatt zum Selberspielen, Singen und Downloaden.

https://www.volksmusik-magazin.de/

Wer sind Denise Bloch oder Mietek Pemper? Denise Bloch war eine jüdische Agentin während des zweiten Weltkriegs und ohne Mietek Pemper hätte es Schindlers Liste nicht gegeben. Mit ihnen und vielen weiteren jüdischen Heldinnen und Helden macht uns das Jüdische Museum Augsburg auf seinem Instagram-Kanal bekannt.

https://www.instagram.com/juedischesmuseum_augsburg/

Christoph Goldstein
https://pixabay.com/de/photos/vorh%C3%A4ngeschloss-schuppen-gesperrt-690286/