40 Jahre Trinkwassersperre Frauenau

Ganz selbstverständlich blinkt und glitzert die Wasseroberfläche im Sonnenlicht. Aber dass diese Wasseroberfläche ein künstlich angelegter See ist, merkt man so richtig erst von weit oben aus der Luft. Der Trinkwasserspeicher Frauenau liegt genau an der Grenze zwischen einer vom Menschen beeinflussten Landschaft und dem Nationalpark Bayerischer Wald, ein winzig kleines Gebiet, das durch den Menschen so wenig wie möglich angetastet werden soll.

Dieses Jahr ist es 40 Jahre her, dass die Talsperre zum ersten Mal Wasser an viele durstige Menschen geliefert hat. Und weil es vor über 40 Jahren absehbar war, dass die Bevölkerung im Bayerischen Wald immer weiter wächst und auch immer mehr Wasser braucht, wurde diese Talsperre bei Frauenau gebaut. Schon in den 1960er und 1970er Jahren fehlten an Tagen, an denen die Menschen viel Wasser brauchen, weil es sehr trocken ist und fast nicht regnet oft bis zu 50.000 m³ Wasser.

Warum gibt es so wenig Wasser im Bayerischen Wald, obwohl es dort ja recht viel regnet und schneit? Das liegt an etwas, das der Mensch nicht ändern kann, freilich, die Topographie kann er ein bisschen verändern, aber die Geologie nicht.

Weil der Untergrund aus hartem Granit und Gneis besteht, gibt es im Bayerischen Wald keine großen, langgestreckten Trinkwasservorkommen in der Tiefe, höchstens in einigen wenige tiefen Spalten. Anders als im Hügelland, in dem der Untergrund aus mehreren sich abwechselnden Kies-, Sand- und Tonschichten besteht, gibt es im Bayerischen Wald nur das Oberflächengrundwasser in ca. 10 Meter Tiefe. Aus diesem Reservoir speisen sich aber auch alle anderen Bäche und Gewässer, die für die Tier- und Pflanzenwelt lebensnotwendig sind. Und darum kann man höchstens die Hälfte des Oberflächengrundwassers als Trinkwasser nutzen. Und das reicht, gerade in Trockenperioden, hinten und vorne nicht. Obendrein ist der Bayerische Wald so zersiedelt, dass es unmöglich ist, große Grundwasserschutzgebiete auszuweisen. Ohne den Trinkwasserspeicher in Frauenau gäbe es also im Bayerischen Wald einen massiven Trinkwassermangel.

Eigentlich sollte die Talsperre erst im Jahr 1984 feierlich eröffnet werden. Aber ein extrem trockener Sommer hat diese Pläne durchkreuzt. Schon im Juli 1983 gab es einen so großen Engpass, dass der Trinkwasserspeicher früher als geplant angezapft werden musste. Heute ist es möglich mit diesem Reservoir über 500.000 Menschen zu versorgen.

Christoph Goldstein
Fotos: Stefanie Felgenhauer Woidlife Photography

Friedfertige Sprache ist ein guter Anfang

I.

Im Feuilleton der Landshuter Zeitung vom 3. Dezember war ein bemerkenswerter Artikel des Germanistikprofessors Jürgen Wertheimer zu lesen. „Jeder Krieg hat ein Vorspiel aus Sprache“ – so die Überschrift. Der Artikel war die Zusammenfassung eines Vortrags. Diesen hielt Wertheimer vor kurzem im Rahmen der Vortragsreihe „Aus Erfahrung lernen – Frieden bewahren“, die von der Mediengruppe Attenkofer und der Landshuter Zeitung veranstaltet wurde.

Die zentrale Aussage des Referenten ist es wert, wiedergegeben zu werden:

„Ganz offenbar herrscht gerade in so komplexen, verwirrenden Zeiten wie der unseren ein starkes Bedürfnis nach einfachen ‚Wahrheiten‘ bzw. nach ‚Lügen‘, die im Gewand der Wahrheit auftreten. Und genau diese Gefühle werden von jenen erzeugt, die es auf Konflikte anlegen. Jeder Krieg hat ein Vorspiel aus Sprache, jedem Krieg geht ein Krieg der Wörter voraus: Feindbilder werden aufgebaut, Opfermythen ausgegraben, Schwarz-Weiß-Bilder gemalt – zwischen ‚uns‘ und ‚denen‘ wird erst eine sprachliche, dann eine faktische Mauer gezogen. So werden die Fronten systematisch verhärtet – der Zeitpunkt und die Art der Explosion ist nur mehr eine Frage der äußeren Umstände. Hat man diese beiden Faktoren klar erkannt und in Rechnung gezogen, kann die Frage nach der Wahrung des Friedens neu gestellt und neu beantwortet werden. […] Zugleich lernen wir, den Krieg nicht als naturgegebenes Schicksal hinzunehmen, sondern als gemacht, also strategisch vorbereitet zu begreifen. Was von Menschen gemacht ist, kann durch Menschen verhindert werden. Zwischen den Taten der ideologischen Scharfmacher und der massenhaften Eskalation des Konflikts vergehen in der Regel Wochen, Monate, Jahre. Exakt dieses Zeitfenster gilt es zu nutzen, um wieder die Luftherrschaft im Bereich der Sprache zu erlangen.“

An dieser Stelle fällt vor allem den „Meinungsbildnern“ und Kommentatoren, also den Medien eine wichtige Rolle zu. Sie sind gefordert, objektive Informationen zu liefern, Hintergründe zu beleuchten, die Kriegsrhetorik von Ideologen und Kriegstreibern zu entlarven und als Korrektiv zu fungieren. Denn, wie erwähnt, Kriege bahnen sich an und werden erklärt – nicht von der Bevölkerung, die ausschließlich darunter zu leiden hat, sondern von paranoiden Machthabern. Sie gefallen sich in ihren Rollen und nutzen alle Mittel der ideologischen Beeinflussung und Selbstdarstellung zur Erreichung ihrer menschenverachtenden Ziele schon lange im Vorfeld. Im Hintergrund agieren die Profiteure, die mit Krieg und im Kriegsgewirr viel Geld verdienen. Auch diese Art des Zynismus kann der Donnerhall nicht überdecken. Dass sich die Auswirkungen von Kriegen stets als menschenfeindlich erwiesen, zeigt die Geschichte. Doch was hat die Menschheit, die sich zivilisiert, aufgeklärt und kultiviert nennt, aus 3000 Jahren Kriegsgeschichte wirklich gelernt?

II.

Auf das Phänomen der „gewaltsamen Sprache“ wurde ich vor Jahren durch die Sprachwissenschaftlerin Mechthild Roswitha von Scheurl-Defersdorf aufmerksam. Ich belegte einen Kurs ihres LINGVA ETERNA-Instituts und widmete diesem Thema später ein Kapitel in einer meiner Publikationen. Scheurl-Defersdorf sagt: „Wörter sind machtvoll – im Positiven wie im Negativen.“ Deshalb komme es darauf an, wie wir unsere Sprache einsetzen. [Am besten, wir fangen bei uns selbst an.] Wir haben immer die Wahl zwischen einem Wort-„Schatz“ und Wort-„Müll“. Es gilt, Gewalt in der Alltagssprache zu erkennen und bessere sprachliche Alternativen zu finden. Die Autorin: „Bei genauem Hinhören können so manche Bemerkungen den Hörenden zum Schaudern bringen: Da würgt jemand seinen Gesprächspartner mit freundlicher Stimme am Telefon ab. Eltern hauen am Morgen ihre Kinder aus dem Bett, wieder jemand anderes könnte seinem Kollegen eins reinwürgen, in Firmen müssen manchmal Köpfe rollen, im Büro herrscht bei manchen Menschen der Terror…“

Es gibt viele Redewendungen dieser Art: Manchmal nehmen wir etwas „ins Visier“ oder „in Angriff“, wir sind „gerüstet“, wir fahren mit „scharfem Geschütz“ auf, nehmen uns aus der „Schusslinie“, haben eine „Mords-Gaudi“, freuen uns über „Bombenwetter“, geben Rat-„schläge“ und machen Vor-„schläge“ oder „schlagen uns so durch“. Ideen „schießen“ uns durch den Kopf und wir „krieg“-en Geschenke.

„Es ist an der Zeit, den Krieg und seine vielfältigen Auswirkungen aus alltäglichen, unbedachten Redewendungen zu nehmen“, empfiehlt Scheurl-Defersdorf. Und zwar aus guten Gründen: Sprache hat eine spürbare Auswirkung auf unsere Umwelt, auf unser Verhalten und nicht zuletzt auf unser Leben in Form von autoimmunaggressiven Erkrankungen. Aber jeder Mensch kann allein durch seinen Sprachgebrauch einen Beitrag zum eigenen Wohlbefinden und für eine friedliche Entwicklung leisten. Denn ob man „ein Attentat auf jemanden vorhat“ oder freundlich eine Bitte an jemand richtet, die unterschiedliche Wirkung der beiden Formulierungen werden die Menschen, mit denen wir zu tun haben, spüren. Sie werden sich dementsprechend unwohl oder wohl fühlen, ohne dass sie sich der Ursache bewusst sind. Es stimmt friedlicher, eine Arbeit zu beginnen anstatt sie in „Angriff zu nehmen“. Wir müssen auch nicht „kämpfen“, sondern können uns „für eine Sache einsetzen“.

Ist es nicht befremdend, wie manche Politiker zum Beispiel während des „Wahlkampfes“ immer wieder sprachlich übereinander herfallen, obwohl sie sich lediglich um ein Amt bewerben? Wie oft werden dabei die Grenzen demokratischer Diskussionskultur überschritten? Freilich, wer sich im „Kampf“ wähnt, sieht sich auch einem Gegner gegenüber. Dieser soll besiegt werden. Das zwingt so manchen dazu, „harte Bandagen anzulegen“, „Hiebe auszuteilen“ oder „mit scharfer Munition zu schießen“, was den Gegner wiederum zum „Gegenschlag“ provoziert. Medizinisch nachweisbar sind die neuronalen Systeme von Sprechen und Handeln im Gehirn eng miteinander verbunden. Wie weit ist es also von der sprachlichen Ebene zur Realität? Was erleben wir derzeit in Osteuropa? Krieg begleitet von feindseligen Ansagen, die durch Betonung, Mimik und Körpersprache der gegnerischen Protagonisten noch verstärkt werden. Nicht zu vergessen: Die bewusst gewählte Kleidung, der „Kampfanzug“, der Entschlossenheit, Tapferkeit und Heldentum suggeriert, ist Teil der entsetzlichen Inszenierung.

III.

Kriegerische Auseinandersetzungen ebenso wie waffenlose Konflikte werden der Einfachheit halber bevorzugt in schwarz-weiß dargestellt. In Wirklichkeit handelt es sich aber um komplexe Phänomene. Als solche sind sie zugegebenermaßen schwer zu durchdringen. Von der Warte der Hintermänner aus soll das auch gar nicht geschehen – zumindest nicht von der Bevölkerung. Letztere hat über ihre Steuerabgaben lediglich die Finanzen für Kriegsgerät zu liefern und im Ernstfall rekrutiertes Kriegspersonal zu stellen.

Auseinandersetzungen gleich welcher Art finden stets zuerst auf der sprachlich-rhetorischen Ebene statt. Wird die Kriegsrhetorik lange und intensiv genug von allen Seiten bedient, folgen den Worten verheerende Taten. Wo solche nicht verhindert wurden, können, ja müssen sie beendet werden, und zwar durch Verhandlungen in friedfertiger Absicht und mit konfliktfreier Sprache, dem „Werkzeug“ hochgeschulter Diplomaten. Denn wer will schon Krieg? Die Bevölkerung? Kaum.

Mit Sprache zum Frieden finden, das kann auf der Weltbühne ebenso wie im Privaten gelingen. Auch das beweisen die Geschichte und alltägliche Erfahrungen. Achten wir also mehr auf unsere Sprache, lassen wir uns nicht länger auf aggressive Rhetorik ein und bescheren wir uns Frieden durch eine gute Wortwahl. Beginnen wir im eigenen Umfeld damit. Das emotionsgeladene Weihnachtsfest ist ein symbolträchtiger Zeitpunkt und Anfang dafür. Ich wünsche Ihnen, geneigte Leserinnen und Leser, dass Weihnachten auf diese Weise auch für Sie zu einem Fest des Friedens wird.

Maximilian Seefelder
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Der Einzug des Christbaums in die Landshuter Wohnzimmer

In seiner bezaubernden Erzählung „Der erste Christbaum“ schildert der österreichische Schriftsteller Peter Rosegger (1843-1918), wie er als Schüler von seiner Studienstadt von Graz nach Alpel an Weihnachten heimfährt und dort die im Bergbauernhof versammelte Familie, die Knechte und Mägde am Heiligabend heimlich mit einem Bäumchen mit brennenden Wachskerzen überraschte. Alle waren sprachlos. Sie staunten und waren verwundert, bis endlich ein Junge, der aus dem Tal war, richtig vermutete: „Es könnte ein Christbaum sein“.

Seinen geschichtlichen Ursprung hat der Christbaum in den die Vertreibung von Adam und Eva thematisierenden Paradiesspielen der mittelalterlichen Kirchen. Dort wurde ein Lebensbaum aufgestellt, der mit Äpfeln, Oblaten und anderen Backwerk behangen war und eine Beziehung mit dem eucharistischen Heiland herstellte, aber keine Lichter trug. In der frühen Neuzeit verließ der Christbaum dann die Kirchen und hielt Einzug in die Privathäuser. Die erste bekannte Nachricht eines Christbaums stammt um 1600 aus der Chronik von Schlettstadt. 1605 ist ein erster Christbaum in Straßburg erwähnt. In München ist ein Christbaum mit Lichtern seit Beginn des 19. Jahrhunderts bekannt. Ihn soll die Frau des bayerischen Königs Max I in der bayerischen Landeshauptstadt seinerzeit eingeführt haben.

1846 leuchtete erstmals auch ein Christbaum in einer Landshuter Wohnung. Es war in der Wohnung des niederbayerischen Regierungspräsidenten Zenetti. In dessen Familie existierte schon Jahre zuvor der Brauch, einen Christbaum aufzustellen. Ab dem Jahr 1846 nahm der Christbaum schließlich Einzug in die Landshuter Wohnzimmer, wenngleich sich anfangs nur Angehörige der Ober- und Mittelschicht einen solchen leisten konnten. Vereine stellten Christbäume auf und veranstalteten Christbaumfeiern, um ihre Mitglieder und die Gesellschaft mit dem Glanz eines Baumes zu erfreuen und zu verzaubern.

Eine Annonce des Zinngießers Karl Sämmer für Christbaumschmuck aus der Landshuter Zeitung vom
20.12.1884

Anno 1855 inserierte der Landshuter Spirituosenhändler in der Grasgasse, Robert Jurisch, am Heiligabend eine „Einladung zum Christbaum mit passenden Geschenken“ für „alle Diejenigen, die dieses Vergnügen sich nicht zu Hause schaffen können“ zu halten. Zu dieser Christbaumschau bot der Spirituosenhändler ein „billiges, gutes Glas Punsch“ an. Das Beiblatt der LZ schrieb am 22. Dezember 1867 in einer „Weihnachtsrundschau“ mit Werbeanzeigen: „Der Mittelpunkt der Weihnachtsbescherung bildet der Christbaum, um den in der Mitte des Zimmers aufgestellt, sich alle Familienmitglieder scharen…Man nimmt die immergrüne Tanne, zum Zeichen der steten und ewigen Lebendigkeit des Christentums, befestigt an deren Gipfel gewöhnlich eine mit Goldflitter verzierte Engelsgestalt, als Zeichen des Friedens, der am heutigen Tage über die Erde ausgegossen (wird) und auch in der Familie herrschen soll. Die einzelnen Aestchen und Zweige putzt man mit hellfarbigen Bändern aus und befestigt an ihnen die Wachslichter; aber nicht genug mit diesem Schmucke, auch die verschiedensten Baumfrüchte des Sommers, vergoldtete Nüsse, Aepfel, Kastanien und die zierlichsten Gestalten, wie sie aus der Hand des erfinderischen Zuckerbäckers hervorgehen, müssen an den Zweiglein prangen.“. Doch nicht nur in Deutschland und Europa feierte der Christbaum seinen Siegeszug im Laufe des 19. Jahrhunderts, denn Auswanderer brachten diese Tradition auch in die Neue Welt. 1891 stand erstmals ein Christbaum vor dem Weißen Haus in Washington.

Mario Tamme
Fotos: Stadtarchiv Landshut

„Zu Betlehem geboren“, ein 400-jähriger Hit

Die Melodie von „Zu Betlehem geboren“ war im Dreißigjährigen Krieg ein Hit, allerdings mit einem anderen Text; und der ist auf den ersten Blick recht harmlos: Es geht um ein Mädchen, das von einem bösen Wolf verfolgt wird und sich unter den Rock ihres Geliebten Pierre flüchtet. Wenn man zwischen den Zeilen lesen will, dann ist ganz schnell klar, worum es geht: um Sex natürlich, um was denn sonst.

Das Lied heißt „Une Petite Feste“. Die französischen Soldaten haben es gesungen, die Schweden, die Österreicher, die Spanier und die Deutschen, alle einfach. Genauso war es 300 Jahre später mit „Lili Marleen“. Dieses Lied ging um die Welt, obwohl es erst ein Flop war (der Komponist Norbert Schultze hatte die Melodie recycelt, die er ursprünglich für eine Zahnpastawerbung komponiert hatte).

Drehen wir die Zeit wieder 300 Jahre zurück. Alle haben „Une Petite Feste“ gesungen und das war dem frommen Jesuiten Friedrich Spee überhaupt nicht recht. Ein „pestilentzisch Gift“ war das Lied für ihn. Also hat er sich an den Schreibtisch gesetzt und einen neuen, gottesfürchtigen Text geschrieben. Und das ist der Text, den wir heute auch noch singen. Ein alter Trick, haben nicht die Christen viele heidnische Bräuche übernommen, sie umbenannt und Kirchen auf alten Kultorten errichtet? Und genauso hat es Friedrich Spee mit „Une Petite Feste“ gemacht.

Aber Friedrich Spee war nicht der einzige, der an dem Text etwas auszusetzen hatte. Auch andere haben zeitgleich und vor und auch nach Spee neue Texte geschrieben: Zum Beispiel: „Nun wiegen wir das Kindlein“ oder „Die Blümelein sie schlafen“. Aus der Melodie und dem zweiten Text hat Johannes Brahms 1857 ein Lied gemacht. Es heißt Sandmännchen. Und wenn Ihnen „Zu Betlehem geboren“ schon zum Hals heraushängt, dann spielen Sie dieses Jahr an Weihnachten am Klavier doch einfach die Fassung von Brahms, Zeit zu üben haben Sie ja noch, bis es soweit ist.

Die Noten finden Sie hier

https://s9.imslp.org/files/imglnks/usimg/c/c9/IMSLP494811-PMLP52990-Sandm%C3%A4nnchen.pdf

und hier eine Aufnahme

https://www.youtube.com/watch?v=xgzYcaghvpQ

Die deutsche Übersetzung von „Une Petite Feste“

http://www.liederlexikon.de/lieder/zu_bethlehem_geboren/editiona

Christoph Goldstein
Foto: www.liederlexikon.de/lieder/zu_bethlehem_geboren/editiona/0084_edition_a_2.jpg/dva_scan_view

 

Brennnessel ist die Heilpflanze des Jahres 2022

Dass diese Pflanze zu den Rosengewächsen (Rosales) gehören soll, kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen. Die Brennnessel hat keine Stacheln, sondern Haare, Brennhaare um genau zu sein, die bei der kleinsten Berührung abbrechen und sich in die Haut bohren. Das ist äußerst lästig, weil sie über die einströmende Kiesel- und Ameisensäure schmerzhafte rote Quaddeln produzieren, die durchs anschließende unvermeidliche Jucken und Kratzen nur noch größer werden.

Doch dieses sog. „Unkraut“ steckt voller Überraschungen. Schon zu Hildegart von Bingens und zu Paracelsus‘ Zeiten, vor vielen Jahrhunderten, galt die krautige Staude als Heilkraut. Denn sie ist harntreibend, entzündungshemmend, entschlackend, schmerzstillend oder kann als fachlich korrekt angesetzte Jauche lästige Blattläuse vertreiben. Zur alternativen Prostatakrebsbekämpfung wird derzeit noch aktiv geforscht.

Die Brennnessel hat zigmal mehr Vitamin C als Kopfsalat. Sie dient zur Nudelfärbung und die hohlen Stängel sind ökologisch korrekte Trinkhalme. Im beginnenden Frühjahr können frisch gezupfte kleine, frische Blätter im Salat wichtige Vitamine liefern. Kenner bereiten mit diesem Spinatersatz Pesto, mengen das grüne Mus zu Polentagerichten und verwenden das Wildgemüse in Suppen. Kleingehackt und angewelkt sind Brennnesseln ein guter Futterzusatz für Schweine, Rinder, Schafe und Hühner; ja, es lassen sich mit diesem Futter sogar Weinbergschnecken für Edelrestaurants züchten!

Die Pflanze ist ein typischer Nährstoffzeiger, z.B. an überdüngten Acker-, Graben- und Bachrändern oder an Waldsäumen. Sie liebt lehmige, humose, nährstoffreiche, feuchte Böden. An optimalen Standorten kann sie bis zu 300 cm hoch werden. Der vierkantige verholzende faserige Stengel kann zu einem Stoff verwoben werden. In den Kriegszeiten des Dritten Reiches gab es ein Buch („Die Nesselfibel“), die die textilen Wundereigenschaften des reißfesten Nesselstoffes zur heimischen Uniformherstellung priesen und den industriellen Anbau propagierte. Heute erlebt die Biofaser der Fasernessel (Urtica dioica convar. Fibra) als Baumwollzumengung z.B. in Bio-Bettwäsche eine kleine Renaissance.

Aber auch für das Überleben zahlreicher Insekten ist die Brennnessel unverzichtbar: z. B. ernähren sich die Raupen des Kleinen Fuchses und des Tagpfauenauges ausschließlich von dieser Pflanze. Deshalb sollte der oder die kluge Gartenbesitzerin und -besitzer so schlau sein, eine kleine Ecke mit Brennnesseln im naturnahen Garten stehen zu lassen.

Angesichts dieser vielfältigen Wohlfahrtswirkungen und nützlichen Verwendungsarten der Brennnessel sollten wir unsere einseitige Einstellung zu sogenannten „Unkräutern“ überdenken. Und vom Wissen der Vorfahren und Kräuterkundigen vergangener Jahrhunderte lernen, die ohne wissenschaftliche Nachweise oft weisere Erkenntnisse hatten als unsere faktengläubige moderne Welt. In diesem Sinne ist die Auszeichnung der Brennnessel zur „Heilpflanze des Jahres 2022“ eine gute Wahl.

Helmut Wartner
Foto: https://pixabay.com/de/photos/brennnessel-gr%c3%bcn-unkraut-brennen-2564588/

Der Luchs: des einen Freud, des anderen Leid

Der 15 bis 25 Kilo schwere Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist die größte europäische Katzenart. Zu den wichtigen Erkennungsmerkmalen zählen der Stummelschwanz und die Haarbüschel an den Ohren, die sog. „Ohrpinsel“. Das Fell ist rötlich-braun bis braungrau gefleckt, wobei die Anordnung der Flecken jeden Luchs einzigartig machen.

Luchse kommen in Bayern vor allem entlang der tschechischen Grenze im Bayerischen Wald und im südlichen Oberpfälzer Wald vor. Der 1970 gegründete Nationalpark Bayerischer Wald bildet zusammen mit dem Nationalpark Šumava das größte Waldschutzgebiet Mitteleuropas. Beide widmen sich seit 2009 der grenzüberschreitenden Luchsforschung, um mehr über das Verhalten der Luchse zu erfahren. Auch wird der Bestand mittels Monitoring erfasst. Das letzte Monitoring wies für den Zeitraum von Mai 2018 bis April 2019 60 Luchse und 26 Jungtiere nach. Davon leben 49 Luchse und 17 Jungtiere auf bayerischer Seite. Das war nicht immer so. Seit Menschen Nutztiere halten, haben sie Wildtiere bekämpft. Nachweislich erlegten Jäger 1846 den letzten bayerischen Luchs nahe Zwiesel.

Dass Luchse wieder vorkommen, ist auf zwei Gegebenheiten zurückzuführen: Zum einen gab es in den 1950er Jahren Berichte, wonach verschiedene Personen vereinzelt einen Luchs gesichtet hatten, was auf einen natürlichen Zuzug hinweist. Zum anderen fand eine gezielte Wiederansiedelung statt. So sind etwa Anfang der 1970er Jahre im Bayerischen Wald einige Luchse ausgesetzt worden. Diese Maßnahme blieb erfolglos, so dass zwischen 1982 und 1989 weitere 17 Luchse auf dem Gebiet des heutigen Nationalparks Šumava freigelassen wurden. Diese bilden den Grundstock für das heutige Vorkommen. Zu den wichtigen Faktoren für die Zukunft des Luchses zählen ein ausreichendes Beutetierangebot, qualitativ hochwertige Rückzugsräume, die Durchlässigkeit der Landschaft, also die Sicherung bzw. Wiederherstellung von Wanderungsmöglichkeiten sowie die Duldung durch den Menschen.

Trotz der leicht positiven Entwicklung bleiben Luchse weiterhin stark gefährdet, was auf Infrastrukturmaßnahmen, Verkehrsunfälle, aber vor allem auf illegale Nachstellungen zurückzuführen ist. Das begehrte Fell ist nur eines der Gründe für die Tötung. Ein weiterer Grund ist in der Konkurrenz von Mensch und Tier zu sehen. Nicht nur Landwirte haben ihre Probleme mit den großen Beutegreifern, sondern auch viele Jäger, da diese ihnen ihre Jagdbeute streitig machen. Ein Interessenkonflikt, der bis heute nicht behoben werden konnte.

Obwohl die Wildtiere strengstens geschützt sind und der Abschuss von Luchsen eine Straftat ist, verschwinden seit Jahren in der Region um die Nationalparks immer wieder Luchse. Sie fallen Wilderern zum Opfer, welche die Tiere vergiften, erschießen, zerstückeln oder in den illegal aufgestellten Tellereisen fangen. Das Gebiet des Bayerischen Waldes wird in der Presse als das ‚Bermudadreieck der Luchse’ bezeichnet.

Der Mensch ist dem Tier ein ‚“Wolf“, aber auch ein Helfer. Die beiden Schutzgebiete auf bayerischer und tschechischer Seite verhinderten wohl, dass der Luchs erneut ausgerottet wurde. Der Luchs ist heute gar das Symbol für die wilde Natur im Nationalpark Bayerischer Wald.

Cindy Drexl
Foto:Julius Kramer

Hexenverfolgung in Niederbayern

Am 11. April 1692 berichtete der kurfürstliche Rat und Oberrichter zu Straubing, Hans Friedrich von Preysing zu Hubenstein, über die Festnahme eines kleinen Mädchens in der Gäubodenstadt. Es hieß Maria und war acht oder neun Jahre alt. Die Straubinger Amtsknechte verhafteten es, weil es in der Stadt „mit seltsamen Reden des Hexenwerks belanget“ umherstreunte. Das Verhör des Mädchens durch den Oberrichter ergab: „das sein des Maidls Vater und Mutter zu Abendsperg gewohnt, welche alda vergangenen Jars der Vater mit dem Strang, und die Mutter als ein Unhold zu Aschen verprannt worden.

Das Waisenmädchen hatte also seinen Vater verloren. Er wurde durch den Strang hingerichtet, eine damals typische Strafe für einen Straßenräuber oder Pferdedieb. Die Mutter wurde Opfer des damaligen Hexenwahns. Marie stand nun ebenfalls in Verdacht, eine „Hexe“ zu sein. Laut eigener Aussage hätte sie bereits über 15 Wochen hinweg wegen Hexerei in der Stadt Landshut im dortigen Verlies gesessen. Ein unvorstellbar harter Umgang mit dem kleinen Mädchen. In den Kerkern der frühneuzeitlichen Gefängnisse mit ihren primitiven Strohlagern war es nicht nur gewöhnlich dumpf, kalt und voll von Modergeruch, sondern auch bevölkert mit Ratten, Mäusen und Ungeziefer aller Art.

Letztlich hatte die Stadt Landshut Maria wieder aus dem Kerker entlassen. Ein Auskunftsersuchen an das Oberrichteramt der Stadt Landshut vom 13. April ergab, dass Mädchen „khönne viel Hexenwerk und Abscheisliches Gott und der Welt verschaffen lassen, der Zauberei umgehen hab von seines Eltern gelernt.“ Laut Auskunft des Landshuter Oberrichters hätte sich Maria in Hagelstadt, Rottenburg und in Braunau aufgehalten. Dort hätte sie ein Pfarrer noch einmal getauft, woraufhin sie sofort „alle Crafft verlohren und daher auch nichts mehr verrichten möge“. Ihre Zauberkraft wäre also durch die erneute Taufe verloren gegangen. Der Oberrichter bestätigte die 15-wöchige Haft in Landshut. Letztendlich habe man sie aber wieder freigelassen und ihr einen ewigen Stadtverweis erteilt. Zuvor wurde sie jedoch mit geweihten Ruten ausgepeitscht. Wie die Stadt Straubing nach Einholung der Auskünfte mit der armen kleinen Marie verfuhr und welches Schicksal sie hatte, ist unbekannt. Quellen und Akten zur weiteren Klärung fehlen.

Die Hexenverfolgungen waren vor allem eine Erscheinung der Frühen Neuzeit, denn im Mittelalter fanden nur selten Hexenprozesse statt. Für die Stadt Landshut existiert bis heute keine zusammenfassende Geschichte der lokalen Hexenverfolgungen. Laut dem verstorbenen Landshuter Historiker Heinrich Egner (1940–2017) gab es zumindest 41 Hexenprozesse mit mindestens elf Hinrichtungen in der Stadt. Diese fanden zwischen den Jahren 1601 und 1756 statt. Im Jahr 1756, als der berühmte Philosoph und Aufklärer Immanuel Kant (1724–1804) bereits als Privatdozent an der Universität Königsberg lehrte, wurde am 2. April noch Veronika Zerritsch das letzte Opfer des Hexenwahns in der Stadt. Weil Veronika erst 14 Jahre alt war, hatte man ihr noch eine letzte besondere Gnade gewährt: Das Köpfen mit dem Schwert durch den Scharfrichter. Erst ihr Leichnam wurde anschließend auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Veronika Zerritsch war vermutlich auch das letzte Hinrichtungsopfer dieser frühneuzeitlichen Geistesverwirrung auf deutschem Boden, denn Anna-Maria Schwegelin wurde zwar 1775 in Kempten noch zum Tode verurteilt, das Urteil jedoch nicht vollstreckt. Anna-Maria Schwegelin starb 1781 in Kempten in der Haft.

Mario Tamme

Das Finsterauer Filz

Dank eines einstimmigen Beschlusses des Bayerischen Landtags und des Gemeinderats von Mauth-Finsterau wurde heuer der Nationalpark Bayerischer Wald an seiner Ostgrenze offiziell um gut 600 Hektar erweitert. Somit ist er jetzt nicht nur der älteste, sondern auch mit über 25.000 Hektar der größte Wald-Nationalpark der Bundesrepublik. 75 % des Nationalparks liegen jetzt in der streng geschützten Naturzone, in der das Motto „Natur Natur sein lassen“ gilt. Seltene Vogelarten wie das Auer- und Haselhuhn leben gerade in diesem Erweiterungsbereich und können noch besser geschützt werden.

Mit rund vier Hektar liegt auch das Finsterauer Filz – ein ehemaliges Torfabbaugebiet – in dieser Erweiterungsfläche. Ein barriererarmer Zugang soll möglichst vielen Besucherinnen und Besuchern den Genuss dieses Naturschmankerls ermöglichen.

Auf rund 221.000 Hektar erstreckten sich einst die Moore in Bayern. Sie entstanden seit der letzten Eiszeit in Senken, in denen sich jahrzehnte- und jahrhundertelang Niederschlagswasser sammeln konnte. Heute sind 95 % dieser Bereiche ausgetrocknet. Und damit ist auch ein einmaliger Lebensraum für heute stark bedrohte Tier- und Pflanzenarten verschwunden. Diese trockengelegten und intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen stoßen jährlich 5 % von Bayerns Treibhausgasen aus. Dafür können intakte und renaturierte Moore bis zu 30 (!) Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr binden. Moore sind riesige Schwämme und Klimaanlagen: mehr intakte Moorflächen bedeuten weniger Überschwemmungen und kühlere Luft. Deshalb ist Moorschutz heute auch aktiver Arten-, Hochwasser- und Klimaschutz.

Auf kleiner Fläche ist das auch im Finsterauer Filz gelungen: das einst für dringend benötigte Brennmaterialien benötigte abgebaute Hochmoor konnte dank des Einsatzes qualifizierter Fachleute so erfolgreich wiederhergestellt werden. Mit Holzbarrieren wurde der Wasserstand wieder deutlich angehoben, bestehende Drainagen und Gräben geschlossen. Auch die Hammerklause, eine alte Holztrift, ist durch den aufgestauten Teufelsbach heute ein idyllischer See in der Umgebung von Finsterau. So sind jetzt Juwelen der Kulturlandschaft inmitten der neuen Erweiterungsfläche im Nationalpark entstanden!

Helmut Wartner
Aquarell: Helmut Wartner

Die Legende von Schloss Drachselsried

Im uralten Schloss Drachselsried, da lebte einst, vor 400 Jahren, am Anfang des 17. Jahrhunderts ein sehr reicher Herr. Seine Untergebenen plagte er mit immer größeren Abgaben. Nach außen grüßten ihn seine Untertanen mit der ausgesuchtesten Höflichkeit: „Meine Verehrung, euer Durchlaucht.“ In ihrem Inneren aber verfluchten sie ihn auf das Schrecklichste: „Verflucht sollst du sein, du elender Geizhals!“ Das riefen sie ihm nach, wenn auch nur in Gedanken. Nun es kam, dass der 30-jährige Krieg ausbrach. Langsam, wie ein übler Geruch, drang auch das große Grauen aus dem Norden zu ihnen: Die Schweden. Die Menschen flohen Hals über Kopf. Und jene, die den Schweden in die Hände fielen, erzählten von dem unsagbaren Reichtum ihres Herren. Vielleicht, ja vielleicht ließen sie einen ja laufen und belohnten einen am Ende sogar. Da kamen die Schweden, vom Golde angelockt, eines Tages in das Schloss. Aber alle Truhen waren leer. Sie stellten das Schloss auf den Kopf. Nichts. Denn der Schlossherr hatte all sein Gold und Silber längst vergraben. Wo hatte er es vergraben? In tiefer Nacht, auf den Höhen der Frath, ganz oben auf dem Gnögel hatte er alles, was er besaß der Erde übergeben. Die Schweden fragten ihn eins ums andere Mal: „Sag, wo hast du deine Schätze vergraben? Sag es! Nein? Du willst nicht? Nun, vielleicht willst du stattdessen von unserem wohlschmeckenden Gebräu, das man den Schwedentrunk nennt, kosten? Vielleicht vermag er es ja, dir deine verstockte Zunge zu lösen?“ Aber auch im Angesicht des Todes öffnete der Schlossherr seine Lippen nicht. Und noch heute soll er an manchen Tagen in den Gemächern des Schlosses spuken. Und sein Schatz? Der liegt noch heute auf dem Gnögel vergraben. Keinem ist es bisher gelungen ihn zu heben. Der Teufel selbst bewacht ihn. So sagt man.

Luftbild von Drachselried aus Südwest; das Schloss mit Brauerei ist mittig, am rechten Bildrand zu sehen.

 

Das Schloss Drachselried gibt es seit dem 12. Jahrhundert. Die Grafen von Bogen haben es gebaut. In der Nähe des Schlosses gründeten sie einen Ort. Nach den Rittern von Tuschl war das Schloss im Besitz der Degenberger. 1551 schenkte Hans VI. von Degenberg seinem Pfleger Balthasar Kürmreutter das Schloss zusammen mit allen Ländereien. Der wiederum verkaufte es 1567 an Christoph Preudoffer. Und um diese Familie dreht sich die Sage. Im 18. Jahrhundert liest man das erste Mal von einer Brauerei nahe dem Schloss. Und so es ist heute noch.

Christoph Goldstein
Fotos: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/32/2014-08-01_13-05-56_Germany_Bayern_Drachselsried_Grafenried.JPG
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Drachselsried#/media/Datei:Drachselried.PNG

Niederbayerischer Rekordhalter

Auch wenn der höchste Baum der Welt ein 115,5 Meter hoher Küstenmammutbaum in Kalifornien und der höchste Baum Deutschlands die 67 Meter hohe Waltraud, eine Douglasie in der Nähe von Freiburg ist, wartet auch der niederbayerische Landkreis Kehlheim mit einem bemerkenswerten Rekordbaum auf. Noch dazu mit einem, den kaum einer kennt.

Eine der höchsten Eiben Deutschlands, wenn nicht die höchste, wächst an einem Steilhang an den Ufern der Donau, nahe der Befreiungshalle. Nun sind Eiben ja eher für ihre legendäre Langlebigkeit und Giftigkeit bekannt als für besondere Rekordhöhen. Tatsächlich erreicht die sehr selten gewordene Baumart in naturnahen Wäldern kaum mehr als 10 Meter Höhe. Das ist zwar wesentlich höher, als wir die akkurat geschnittenen Eibenhecken in Friedhöfen und Vorgärten kennen, aber im Wald bleiben die schattenverträglichen Eibenbäume stets unter den 30 Meter hoch ragenden Kronendächern der Eichen und Buchen, die sie meist begleiten.

Umso bemerkenswerter ist es, wenn einzelne Eiben einmal in höhere Sphären vordringen: Am Michelsberg, dort wo der Hang am steilsten ist und sich der Wald zu lichten beginnt, ragt eine Eibe auf, die an der 25-Meter-Marke kratzt und damit die offiziell höchste Eibe Deutschlands in Lüttenglehn bei Düsseldorf vom Throne stoßen könnte.

Wer übrigens die Ausnahmeeibe besuchen und womöglich genau ausmessen möchte, sei in zweierlei Hinsicht gewarnt: Erstens ist die Eibe gar nicht so leicht als solche zu erkennen, da sie von ihren Proportionen her eher einer Fichte im Weihnachtbaumlook ähnelt und zweitens ist das Hangstück an dem sich der schöne Baum sichtlich wohl fühlt, dermaßen steil, dass die Gefahr nicht von der Hand zu weisen ist auf dem Hosenboden bis in die nassen Donauauen zu rutschen.

JürgenSchuller
Foto: JürgenSchuller