Nicht nur in der Hallertau, sondern auch in allen anderen großen Hopfenanbaugebieten zum Beispiel in Tettnang am Bodensee, Spalt in Franken, Saaz (Žatec) in Tschechien und im Savinja-Tal in Slowenien, überall gibt es das gleiche Problem: Die Ernte wird immer kleiner. Und das liegt am Klimawandel. Es ist einfach viel zu heiß und zu trocken. Im Jahr 2022 ist die Ernte sogar um 30% zurückgegangen. Dabei kommen 90% der europäischen Hopfenernte aus diesen fünf kleinen Gebieten und 85% der deutschen Hopfenernte aus der Hallertau. Den Hopfen dann einfach irgendwo anzubauen, wo es kälter und nicht so trocken ist, funktioniert auch nicht: Hopfen gedeiht nur auf ganz bestimmten Böden. Und die sind rar. Nachdem sich die Gletscher zurückgezogen haben, ließen sie in der Hallertau und auch in Tettnang einen sandig-lehmigen Boden zurück. Dort fühlt sich der Hopfen besonders wohl.

Wenn es für den Hopfen schlecht aussieht, dann auch für das Bier. In einer Welt, die immer wärmer und trockener wird, wird es nicht nur weniger Hopfen geben, nein, auch das Bier wird anders schmecken. Warum? Der Hopfen macht das Bier bitter und fruchtig. Er ist der Geschmacksträger. Manche sagen auch die „Seele“ des Bieres. Hinter dem bitteren Geschmack steckt die Alphasäure. Temperatur und Alphasäure hängen zusammen. Heißer bedeutet weniger Alphasäure, also weniger Bitterstoffe, bis zu 30 Prozent, wenn es so weitergeht.

Gibt es eine Hopfenkrise? Auf alle Fälle, denn Bier trinken die Menschen nach Wasser und Tee am häufigsten. Was kann man gegen die Krise tun? Künstliche Bewässerung ist eine Möglichkeit; eine andere: Im Hopfenforschungszentrum Hüll in der Hallertau arbeiten Wissenschaftler an widerstandsfähigeren Sorten, die Trockenheit und Hitze besser aushalten als die alten Sorten. Aber, der Geschmack wird sich so oder so ändern, denn auch die neuen Sorten schmecken ein bisschen anders als die alten.

Christoph Goldstein
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