Alte Häuser stehen bei den Besitzer/innen oder Erben oft nicht hoch im Kurs – besonders dann, wenn sie unter Schutz stehen. Die Behörden haben den nicht unberechtigten Ruf, die Betroffenen durch kostenträchtige Auflagen, Untersuchungen aller Art und Bescheide zu quälen und so oft den drohenden Verfall historischer Bausubstanz eher noch zu beschleunigen.

Doch es gibt immer wieder leuchtende Ausnahmen, zum Beispiel in Landshut. Das bereits 1483 errichtete Holzblockhaus in der Pfettrachgasse an der historischen Verbindung von Landshut Richtung Altdorf südlich des Klosters Seligenthal fristete jahrzehntelang einen Dornröschenschlaf unter fachfremden Putzschichten und brachialen Einbauten aller Art.

Ein klassischer Fall von „altem Graffel“, das nach Leerstand gerne bedenkenlos über den Haufen geschoben wird. Wenn nicht ein kleines Wunder geschieht. Ein Münchner Architekt erwarb das geschichtsträchtige Anwesen 2018, entrümpelte es und legte seine ursprüngliche Struktur frei. Im Laufe von ein paar Jahren ist es dank hoher mühsamer Eigenleistungen in neuem Glanz erstrahlt – denkmalgerecht mit örtlichen Handwerkern saniert. In der sehr lesenswerten kleinen Broschüre zum Bauen schreibt der neue Besitzer: „Ein Haus, das gebraucht wird, wird benutzt… Achtsamkeit und Behutsamkeit im Umgang ergeben sich aus dem Wert des Behandelten.“

Und das neue Schmuckstück steht jetzt nicht einfach nur rum, sondern bekommt deshalb im laufenden Jahr ein anspruchsvolles Kulturprogramm unter dem Motto „Hausgäste“ verpaßt. Das GASTGEB – wie das Gebäude nach der Sanierung in Anlehnung an seine frühere Nutzung als Herberge heisst – bietet kreativen Gästen und Freunden des Hauses Gelegenheit, auf den uralten Ort einzugehen und ihn mit bildender und darstellender Kunst in vielen möglichen Ausdrucksformen zu bespielen (www.zurgastgeb.de). Der Bauherr hat eine erstaunliche Wirkung auf seine Besucher festgestellt: “Jeder, der hier reinkommt, wird sofort offener.“

Das Projekt wird von der Stadt Landshut unter dem Dach der „Freunde der Altstadt Landshut e.V.“ finanziell unterstützt und hat den Vorsitzenden Josef Wiesmüller anläßlich der Eröffnung der 1. Ausstellung zu folgendem Kommentar hingerissen: “Es ist ein Traum, hier zu sein und diese Aura wahrnehmen zu dürfen, die alte Bausubstanz zu erleben, die mühsam freigeschält wurde, um jahrhundertealte Stadtgeschichte abzubilden.“

Helmut Wartner
Foto: Sascha Kletzsch