Der 15 bis 25 Kilo schwere Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist die größte europäische Katzenart. Zu den wichtigen Erkennungsmerkmalen zählen der Stummelschwanz und die Haarbüschel an den Ohren, die sog. „Ohrpinsel“. Das Fell ist rötlich-braun bis braungrau gefleckt, wobei die Anordnung der Flecken jeden Luchs einzigartig machen.
Luchse kommen in Bayern vor allem entlang der tschechischen Grenze im Bayerischen Wald und im südlichen Oberpfälzer Wald vor. Der 1970 gegründete Nationalpark Bayerischer Wald bildet zusammen mit dem Nationalpark Šumava das größte Waldschutzgebiet Mitteleuropas. Beide widmen sich seit 2009 der grenzüberschreitenden Luchsforschung, um mehr über das Verhalten der Luchse zu erfahren. Auch wird der Bestand mittels Monitoring erfasst. Das letzte Monitoring wies für den Zeitraum von Mai 2018 bis April 2019 60 Luchse und 26 Jungtiere nach. Davon leben 49 Luchse und 17 Jungtiere auf bayerischer Seite. Das war nicht immer so. Seit Menschen Nutztiere halten, haben sie Wildtiere bekämpft. Nachweislich erlegten Jäger 1846 den letzten bayerischen Luchs nahe Zwiesel.
Dass Luchse wieder vorkommen, ist auf zwei Gegebenheiten zurückzuführen: Zum einen gab es in den 1950er Jahren Berichte, wonach verschiedene Personen vereinzelt einen Luchs gesichtet hatten, was auf einen natürlichen Zuzug hinweist. Zum anderen fand eine gezielte Wiederansiedelung statt. So sind etwa Anfang der 1970er Jahre im Bayerischen Wald einige Luchse ausgesetzt worden. Diese Maßnahme blieb erfolglos, so dass zwischen 1982 und 1989 weitere 17 Luchse auf dem Gebiet des heutigen Nationalparks Šumava freigelassen wurden. Diese bilden den Grundstock für das heutige Vorkommen. Zu den wichtigen Faktoren für die Zukunft des Luchses zählen ein ausreichendes Beutetierangebot, qualitativ hochwertige Rückzugsräume, die Durchlässigkeit der Landschaft, also die Sicherung bzw. Wiederherstellung von Wanderungsmöglichkeiten sowie die Duldung durch den Menschen.
Trotz der leicht positiven Entwicklung bleiben Luchse weiterhin stark gefährdet, was auf Infrastrukturmaßnahmen, Verkehrsunfälle, aber vor allem auf illegale Nachstellungen zurückzuführen ist. Das begehrte Fell ist nur eines der Gründe für die Tötung. Ein weiterer Grund ist in der Konkurrenz von Mensch und Tier zu sehen. Nicht nur Landwirte haben ihre Probleme mit den großen Beutegreifern, sondern auch viele Jäger, da diese ihnen ihre Jagdbeute streitig machen. Ein Interessenkonflikt, der bis heute nicht behoben werden konnte.
Obwohl die Wildtiere strengstens geschützt sind und der Abschuss von Luchsen eine Straftat ist, verschwinden seit Jahren in der Region um die Nationalparks immer wieder Luchse. Sie fallen Wilderern zum Opfer, welche die Tiere vergiften, erschießen, zerstückeln oder in den illegal aufgestellten Tellereisen fangen. Das Gebiet des Bayerischen Waldes wird in der Presse als das ‚Bermudadreieck der Luchse’ bezeichnet.
Der Mensch ist dem Tier ein ‚“Wolf“, aber auch ein Helfer. Die beiden Schutzgebiete auf bayerischer und tschechischer Seite verhinderten wohl, dass der Luchs erneut ausgerottet wurde. Der Luchs ist heute gar das Symbol für die wilde Natur im Nationalpark Bayerischer Wald.
Cindy Drexl
Foto:Julius Kramer