Die Donau, die Kunst und ein niederbayerischer Obstschaumwein: Edgar Stein bringt sie zusammen auf seinem Vierseithof direkt an der Donau in der Nähe von Straubing. Für den Künstler, der 1965 in Straubing geboren wurde, heißt das: Landschaft erfahren, abbilden und gestalten. Sein Kunstkonzept, das identisch ist mit seinem Lebensentwurf, reicht von der Landschaftserfahrung über die Zeichnung zum funktionalen Objekt bis hin zum, mittlerweile biozertifizierten, Obstschaumwein. Die Donau ist aus seiner Kunst nicht wegzudenken. Immer hat er sich in ihrem Umfeld aufgehalten. Die Qualität des Wassers, der Fischbestand, die Schiffbarkeit und die Schleusen; das alles interessiert den Künstler von jeher und weit über ein traditionelles künstlerisches Interesse hinaus.

Um die Landschaft im Bereich der Donau zu erfahren, begann Edgar Stein mit dem Bau von Fahrzeugen. Das „Ur-Boot“ wurde in den 1980er Jahren gebaut und ist nach wie vor einsatzbereit. Parallel dazu entstanden Radierungen von Schleusen und von einigen Kilometern Donau. Daneben gibt es klassische Zeichnungen, an denen die Entwicklung der Siebdruck-Etiketten für den Obstschaumwein ablesbar ist, denn selbstredend sind die Etiketten auf jeder Flasche Originalgrafiken.

Zwischen den ersten Fahrzeugen und dem letzten Boot liegen runde zwanzig Jahre, in denen Edgar Stein den Weg vom Bau funktionaler Objekte bis hin zur Herstellung von Schaumwein, als einem Produkt kunstvoller Sektkellerei, zurückgelegt hat – also vom Vierrad bis hin zum Obstsekt aus Obst, das er rund um seinen Hof anbaut. Das alles gehört in sein Konzept, in seinen Entwurf von Kunst und Leben hinein. Stein baute Boote „nach dem Augenmaß“. Die Form entstand während des Bauens. Es sind funktionale Geräte, die ein Mensch aus eigener Kraft bewegen kann und mit denen er imstande ist, Werkzeug und Material zu transportieren: Mit dem Vierrad wird das Boot zur Donau transportiert und zu Wasser gelassen, um das Land entlang der Donau und auch den Fluss selbst zu erfahren. Die Ufer der Donau, ihre Schleusen, all das wurde in Zeichnungen und Radierfolgen festgehalten.

Nachdem Stein den Vierseithof hinter dem Donaudamm erworben hatte, begann für ihn die ganzheitliche Eroberung der Donaulandschaft. Er sanierte den Hof, gestaltete das Gelände und entdeckte damit die Möglichkeiten, die darin lagen. Er nahm die Heimat in Besitz. Er fing an, Obst anzubauen und schuf damit die Grundlage für die Schaumweinherstellung. Gemeinsam überwanden Edgar Stein und seine Frau Doris Köppel sämtliche bürokratischen Hürden: Der „Steppelhof“ darf sich „Erster Schaumweinherstellungsbetrieb Niederbayerns“ nennen. Steins ganzheitlicher Kunstbegriff erstreckt sich also nicht allein auf die Funktionalität des Werkzeugs und die Bewirtschaftung des Landes, sondern ganz selbstverständlich auch auf die Qualität der Lebensmittel, womit Essen und Ernährung, über das Lebensnotwendige hinaus, als kulturelle Güter gesehen werden. Dieser Gesamtentwurf stellt Leben und Arbeit unter ästhetische Kriterien und liefert damit einen Beitrag zur Kultur unserer Heimat.

KO