Bald ist Allerheiligen und die Menschen kommen auf den Friedhöfen zusammen um der Toten zu gedenken. Dabei tragen sie fast alle schwarze Kleidung. Aber war die Farbe Schwarz schon immer die Farbe des Todes, der Finsternis und der Trauer? War sie nicht. Die Farbe Schwarz hat eine wechselvolle Geschichte und die strikte moralische Unterscheidung von Unterscheidung von Licht und Finsternis, eine Bedeutungsverengung, kam erst durch das Christentum in die Welt.

Im alten Ägypten war sie die Farbe der Fruchtbarkeit. Schwarze Wolken brachten Regen und der der ausnehmend nährstoffreiche schwarze Nilschlamm, der nach den regelmäßigen Überschwemmungen zurückblieb, machte den Ackerbau überhaupt erst möglich. In der Antike war nicht Schwarz, sondern Rot die unheilbringende Farbe, die ein Symbol für Brände, Dürre und unfruchtbaren roten Wüstensand war. Die Römer hatten für die Farbe Schwarz sogar zwei Wörter mir unterschiedlichen Bedeutungen: „niger“ für das glänzende, leuchtende, gute Schwarz und „ater“ für das stumpfe, matte. negative schwarz. Und noch im Althochdeutschen war für die Menschen „blaek“ das leuchtende und „swarz“ das matte Schwarz. Als das Schachspiel aus dem arabisch geprägten Orient in der Spätantike nach Europa kam, standen sich noch weiße und rote Figuren gegenüber. Der durch das Christentum sich wandelnde Begriff von weiß und schwarz, gut und böse, hat sich erst im Mittelalter auch auf den Schachbrettern durchgesetzt. Ein Rest der vorchristlichen Wahrnehmung findet sich auch heute noch, nämlich, dass wir der Ansicht sind, schwarze Zahlen seien besser als rote. Aber so eindeutig ist es mit der Farbe Schwarz dann doch nicht: Auch heute gilt sie als elegante Farbe, die immer passt und jedem steht und auf dem Klavier sind es die schwarzen Tasten, die das Salz in der sonst öden Diatonik der weißen Tasten sind.

Christoph Goldstein