„Die Plumpsklos aus dem vorigen Jahrhundert wären lustig – würden sie nicht genutzt. Und die Wasserstelle im Flur ist völlig verdreckt. Seit es hier gebrannt hat, ist das Dach undicht.“ (Deggendorfer Zeitung vom 22.03.1988). Dieses Zitat verdeutlicht den schlechten Zustand, in dem sich das Armenhaus des Marktes Hengersberg damals befand. Daher stellte sich die Frage des Umgangs mit dem Gebäude. Dass viele Ortsansässige dessen Abriss forderten, ist nicht verwunderlich, zumal es als Verkehrshindernis beziehungsweise Schandfleck betrachtet wurde. Im Landesamt für Denkmalpflege hatte man – was oft der Fall ist – eine völlig andere Sicht der Dinge, wie aus einer Stellungnahme vom Februar 1988 hervorgeht: „Das ehemalige Spital (…) hat ohne Zweifel eine herausragende Bedeutung. Seine Erhaltung liegt im Interesse der Denkmalpflege.“ Diese Einschätzung ist nachvollziehbar: Das einst im Eigentum des Klosters Niederaltaich befindliche Gebäude wurde erstmals 1438 erwähnt und unter anderem um 1730 unter Abt Joscio Hamberger, einem bedeutenden Bauprälaten der Barockzeit, umgestaltet. Nach der Aufhebung des Klosters im Zuge der Säkularisation des Jahres 1803 gelangte das Spital in das Eigentum des Marktes Hengersberg, der seit dieser Zeit eine politische Gemeinde ist. Er nutzte es bis um 1990 vor allem zur Unterbringung von sozial Schwachen.

„27. Aug. 1992 Besichtig. des Armenhauses mit Walter Mauder.“ So lautet die erste Notiz von Kreisheimatpfleger Georg Loibl in dessen Aufzeichnungen, die sich auf das Spital beziehen. Loibl setzte sich zusammen mit dem eben genannten Künstler, Landrat Dr. Georg Karl, Fritz Wiedemann (Leiter des BR-Regionalstudios Ostbayern in Regensburg) und Bürgermeister Werner Bachmeier für die Instandsetzung des Gebäudes und dessen Nutzung als Museum ein. Das Projekt stieß nicht allseits auf Zustimmung: „‘Wegschieben, des alte Glump!‘, ist sogar öfters an Stammtischen zu hören.“ (Wochenblatt vom 10.01.1996) Nach dem Abschluss der Baumaßnahme wurde die Kunstsammlung Ostbayern mit einer Ausstellungsfläche von etwa 400 Quadratmetern im Sommer 1997 eröffnet. Von Beginn an war Norbert Überschär – bis 2010 Geschäftsleiter der Gemeinde – für das Haus zuständig.

Ebenfalls 1997 wurden die „Kunst- und Museumsfreunde Hengersberg e.V.“ gegründet, die den Markt Hengersberg durch die Übernahme des Aufsichtsdienstes während der Öffnungszeiten sowie den Ankauf von Kunstwerken für die Dauerausstellung unterstützen. Im Saal des Dachgeschosses finden kulturelle Veranstaltungen statt, die vielfach von dem eben genannten Förderverein organisiert werden.

Im Jahr 2018 hat der Kreisheimatpfleger Florian Jung die Nachfolge von Norbert Überschär als Kurator des Museums angetreten. Schwerpunkte der Dauerausstellung, in der sich mittlerweile Werke von mehr als 100 Kunstschaffenden finden, bilden die Donau Wald Gruppe (1946/47-1990) und der Bayerwaldkreis (1966-1997). Pro Jahr sind im Museum sechs Sonderausstellungen zu sehen.

Kunstsammlung Ostbayern

Passauer Straße 38

94491 Hengersberg

Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag sowie zwischen Dezember und April zusätzlich an allen Feiertagen jeweils 14.00 bis 17.00 Uhr; Führungen gerne auch außerhalb der Öffnungszeiten

Kontakt: spital@hengersberg.de

www.museumsfreunde.de

Florian Jung
Foto: Florian Jung