Der botanische Name Petroselinum aus der Familie der Doldenblütler deutet mit den griechischen Wurzeln petros=Stein und selinon=Sellerie auf die Bedeutung der Heilpflanze zur Kurierung von Nieren- und Blasensteinen und den Selleriegeschmack der Wurzel hin. Die Petersilie gilt als sehr gesund, weil die dunkelgrünen Blätter viel Vitamin C enthalten und deshalb z.B. Erkältungskrankheiten vorbeugen können. Schon 4 g enthalten 5 % des Tagesbedarfs an Vitamin C.

Doch wie sehr viele Kräuter hat auch die Petersilie eine dunkle Seite: im zweiten Jahr bildet die 30-70 cm hohe Pflanze kleine apiol- und mysitinhaltige 2-3 mm große dunkelbräunlichen Samen aus. Diese enthalten ätherische Öle und können beim Verzehr allergische Reaktionen auslösen.

Das Öl der Samen wirkt auf die glatten Muskelfasern der Blase, des Darms und der Gebärmutter. Auch deshalb wurde das Petersilienöl zu Zeiten der Heilkunde bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt. In höherer Dosis auch zu Abtreibungszwecken. Wenn das für die Frau tödlich war, sagte der Volksmund: „Petersilie bringt den Mann aufs Pferd und die Frau unter die Erd.“ Die für Männer stimulierende Wirkung auf die sexuelle Potenz zeigt sich u.a. auch an der englischen Bezeichnung Petersiliengassen: dort wohnten Prostituierte. Und „parsley bed“ bedeutet nichts anderes als Liebesspiel auf mehr oder weniger frischen Laken.

Es gibt sogar ein ganzes Buch des deutschen Schriftstellers und Ethnographen Hubert Fichte (1935-1986) mit dem Titel „Petersilie – afroamerikanischen Religionen. Santo Domingo, Venezuela, Miami und Grenada“ (1980). Dort schildert er u.a. wie allein die richtige oder falsche Aussprache des spanischen Wortes perejil grande über Leben und Tod von künftigen Sklaven entschied.

Auch in Niederbayern gibt es im Gäuboden bedeutende Anbauflächen, Die sieben Gesellschafter der Firma „Gäubodenkräuter“ produzieren auf rund 75 Hektar die Pflanze für den Einzelhandel der Gewürzindustrie. In Bayern sind es immerhin ca. 475 Hektar und davon 70 Hektar mit biologischem Anbau. Im Gäuboden wird jährlich ein optimierter Samen aus dem europäischen Ausland angesät. Nach der Ernte dienen die nicht brauchbaren Stiele und Wurzeln den Regenwürmern als Futter.

Freuen wir uns also über die schmackhaften vitaminreichen Blätter und Wurzeln mit leichtem Selleriegeschmack. Vermeiden wir die Samen ohne Verstand zu essen. Denn die Dosis macht das Gift – wie schon Paracelsus wusste. Aber ohne laufend neue hochwertige Petersiliensamen könnten wir auch nicht fast ganzjährig die wertvollen begehrten Blätter oder Wurzeln ernten…

Helmut Wartner
Fotos:
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