Das Cover des neuesten Kunstbandes aus der „Sammlung Oehms“, wie sich die Buchreihe nennt, ist einigermaßen ungewöhnlich. Ein Gorilla, in eine Glasvase eingearbeitet, ziert den Band, der sich mit der „weiblichen Seite der Kunst“ beschäftigt. Die begleitende Ausstellung in der St. Anna Kapelle in Passau, bei der gleichzeitig auch das Buch präsentiert wird, zeigt Werke von 21 Frauen. Allesamt entstammen sie der Sammlung von Dieter Oehms in Zenting. Oehms war jahrzehntelang erfolgreicher Musikproduzent, reiste mit seiner Frau Ellen durch die ganze Welt, durch Deutschland sowieso, und machte professionelle Musikaufnahmen mit den besten Orchestern klassischer Musik. Insgesamt 700 Produktionen waren es in seiner Karriere, von der sich der aus der Eifel stammende Dieter Oehms bisweilen auch erholen musste.
Das Ehepaar entdeckte den Bayerischen Wald für sich und baute in Zenting, nahe des Daxstein, 1975 ein Haus aus Rückzugsort, den sie schließlich im Ruhestand zum Hauptwohnsitz machten. Die regionale Kunstszene hatte es ihm immer schon angetan, aber erst nach seiner aktiven Zeit konnte er seine Sammelleidenschaft fortsetzen. Und so finden sich heute dort sowohl Werke der bekannten Donau-Wald-Gruppe als auch moderne Glaskunst. In seinem Haus ist auch die Kunst zuhause – doch diese will er auch mit der Öffentlichkeit teilen.
Mit seinem neuesten Projekt als Herausgeber der Kunstbände aus der „Sammlung Oehms“ (erschienen im Lichtung Verlag) hat sich der heute 82-Jährige viel vorgenommen. Nach den ersten vier Bänden „Christian Schmidt ChriSch“, „Gerhard Lutz Tonkunst“ „Geyermann & Ritterswürden“ sowie „Ateiler Männerhaut“ widmet er sich im fünften Band nun den Künstlerinnen. „Die sind in der Kunst oft unterrepräsentiert, in Museen werden nach wie vor überwiegend Werke von männlichen Künstlern ausgestellt“, erklärt der Kunstkenner.
Und nun schließt sich auch der Kreis zu dem ungewöhnlichen Gorilla-Cover: „Es gibt in den USA die ‚Guerrilla Girls‘, eine Gruppe feministischer Künstlerinnen, die seit der MItte der 80er-Jahre mit spektakulären Auftritten genau auf dieses Thema aufmerksam machen.“ Als Dieter Oehms die Glasvase von Alexandra Gehr mit dem Gorillakopf entdeckte, war klar, dass dieses Motiv auf dem Cover landen sollte. „Damit haben wir genau das zur Botschaft gemacht. Und wir bekommen damit viel Zuspruch“, freut sich Oehms, der mit diesem Projekt gezielt den Blick auf die Künstlerinnen in Ostbayern richten will.
Alle 70 Werke der insgesamt 21 Künstlerinnen, die auch im Buch enthalten sind, werden beim Passauer Kunstverein in einer sechswöchigen Ausstellung gezeigt – und damit wird ein bedeutender Teil der Sammlung Oehms erstmals öffentlich zu sehen sein. Die Ausstellung läuft von 7. Juni bis zum 21. Juli in der Sankt Anna Kapelle in Passau.
Manuela Lang