Endlich ist es soweit: In Bayern haben die Frühlingsfeste und Dulten begonnen. Während die Festzeltbetreiber, die Budenbesitzer und Schausteller aufbauen, bereiten andere Protagonisten Miss-
oder Königinnen-Wahlen vor. Neben der Miss Universe, der Miss Germany oder Miss Niederbayern werden im Rahmen von Volksfesten auch heuer wieder Prinzessinnen oder Königinnen gewählt. Allerortens werden Kronen oder Diademe und Zepter neu verteilt. Bevor das Publikum und/oder eine Jury über die Erstplatzierung entscheiden, findet im Vorfeld oftmals ein Casting statt. So auch bei Produktköniginnen.
Diese Hoheiten – wie beispielsweise Hopfen- und Bierköniginnen – müssen häufig nicht nur durch Aussehen und Auftreten überzeugen, sondern auch durch Kenntnisse über das von ihnen vertretene Produkt. Mit ihrem Engagement wirbt die Majestät für die Region, in der sie verwurzelt ist, und für das dort charakteristische Erzeugnis. So vielfältig wie Bayern ist, so breit ist das Spektrum. Und so haben wir in Bayern neben Bierköniginnen, Hopfen-, Apfel-, Spargel-, Most-, Weißwurst-, Honig-, Bio-Königinnen auch eine Bayerische Milchkönigin und Milchprinzessin, um nur einige der gut über 150 Produktköniginnen/-prinzessinnen/-könige/-prinzen in Deutschland zu nennen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, solange sich Frauen oder Männer finden, die sich zur Wahl aufstellen.
Männer sind dabei häufig in der Minderheit – es handelt sich ja um KönigINNEN. Gender-Auslese findet hier bereits im Vorfeld statt. Warum nicht mal ein Mann als Spargel- oder Bayerischen Bierkönig? Das wäre doch eine Sache. Nur, müssten sich eben die Männer in ein von Frauen dominiertes Feld wagen. Der Fairness halber ist anzumerken, dass es bereits Zwiebel- und Milchkönige sowie männliche Interessenten für den Posten der Bayerischen Bierkönigin gegeben hat. Jener wurde aber vom Bayerischen Brauerbund abgelehnt. Eines der Argumente des Brauerbunds: Gerade Männer seien für den massenhaften Konsum von Bier verantwortlich, weshalb ein Bierkönig zu sehr an Ballermann erinnere und nicht für den maßvollen Genuss, für den der Brauerbund stehe.
Warum wird überhaupt eine Majestät gekürt, wenn es keine „Tradition“ hierzu gibt – der Bayerische Brauerbund führte vor rund zehn Jahren die „Tradition“ der Bierkönigin ein und so wurde 2009 erstmals eine Bayerische Bierkönigin gewählt. Die Dirndl-Königin am Gillamoos – in ihren Anfänge als Dirndl-Bäuerin bezeichnet – gibt es seit 1971, seit 2003 eine Glaskönigin aus Zwiesel, oder im vergangenen Jahr neu etabliert die Goaßmaß-Königin am Straubinger Gäubodenvolksfest. Die Erfindung ist zumeist als reine Marketing-Strategie zu entlarven. Das passt ganz gut zur Aussage einer niederbayerischen Brauerei, dass es sich bei der Bierkönigin um ein „Produkt“ handelt. Na, Prost Mahlzeit! Oder ist da Hopfen und Malz verloren?
Anders beispielsweise verhält es sich bei den Faschingsvereinen: Zu jeder Faschingsprinzessin gibt es einen Prinzen. Also warum nicht ein Zeichen der Gleichstellung setzen und zwei bzw. drei Geschlechter – männlich, weiblich und neu auch divers – im wahrsten Sinne des Wortes in den Ring steigen lassen. Die Jury bzw. das Publikum entscheidet. Es gilt Mut zu haben: Sowohl von Seiten der Veranstalter, der Bewerber*innen und der Öffentlichkeit. Sonst regnet es weiter Prinzessinnen und Königinnen, die scheinbar nur „Produkte“ sind.
CD
(Foto: Forum Moderne Landwirtschaft e.V.)