Alle Jahre wieder beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit, in der sich Christen 40 Tage lang auf das Hochfest Ostern vorbereiten. Der Bibel nach fastete Jesus 40 Tage lang in der Wüste, bevor er seinen Leidensweg antrat. Ein symbolisches Nachahmen dieser „Durststrecke“ soll uns daran erinnern und in die österliche Festzeit einstimmen. Aber Fastenzeiten gibt es auch in anderen Religionen und Kulturen. Überall dienen sie dazu, Buße zu tun und sein Verhalten zu überdenken.
Früher waren die Fastenregeln streng. Entsprechend fröhlich und genussreich feierte man die Faschingstage vor dem Aschermittwoch. Das Wort „fasten“ bedeutet sinngemäß „festhalten“ oder „fest bleiben“. Somit geht es beim Fasten um mehr als Enthaltsamkeit von Fleisch, Süßigkeiten oder Alkohol. Wer fastet, übt Verzicht und konzentriert sich auf Wesentliches, sei es aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen. Wer sich nicht (mehr) an religiöse Gebote und die Termine des Kirchenjahres halten mag, wählt seine ganz persönliche Fastenzeit. Das Prinzip bleibt gleich: Nur, wer auf Liebgewonnenes, Wertgeschätztes und alltäglich Gebrauchtes verzichtet, übt echte Enthaltsamkeit. Darum bringt die Moderne neue Formen des Fastens hervor: Kleider fasten, Handy fasten etc.
Im religiösen Kontext kennen Katholiken die Tradition der „Fastensuppe“. In den Pfarreien werden einfache Speisen zubereitet und gegessen. Der Erlös unterstützt Projekte in Entwicklungsländern. Manch einer mag sich daran stören, dass durch ein mehrgängiges gemeinschaftliches Mahl der Hunger in der Welt gelindert werden soll. Aber vielleicht heiligt hier tatsächlich der Zweck die Mittel?
MS/CLL
Illustration: Anja Just