Nein, hier handelt es sich um keinen neuen Denkmalpreis, der von der öffentlichen Hand für die gelungene Instandsetzung eines Baudenkmals verliehen wird. Hier ist die Rede vom privaten Engagement eines findigen Passauer Konditormeisters und Chocolatiers, der mit seiner feinen Pralinen-Kreation die Sanierung eines bedeutenden örtlichen Gebäudes unterstützt.

Aber der Reihe nach: „Zur Fels’n“ heißt ein ehemaliges Gasthaus in der Passauer Ilzstadt. Es ist das älteste urkundlich erwähnte Wirtshaus Passaus, wie ein Kaufvertrag aus dem Jahr 1647 bezeugt. Ihren außergewöhnlichen Namen verdankt die „Fels’n“-Wirtschaft dem Gneisfelsen, der sich direkt hinter dem Gebäude erhebt. Vorne führt heute die verkehrsreiche B12 vorbei. Ehedem war es der „Goldene Steig“, jener historische Handelsweg für den Warenaustausch zwischen Bayern und Böhmen. Jahrhundertelang kehrten in der „Fels’n“ deshalb Salzsäumer und Fuhrleute ein. Seine Blütezeit erlebte das Wirtshaus im 19. Jahrhundert, als ab 1868 Elisabeth Weiß, die legendäre „Fels’nliesl“, den Betrieb führte. Unter der feschen, selbstbewussten jungen Wirtin erblühte das Gasthaus zu einem beliebten Treffpunkt für eine bunte Stammgäste-Schar aus honorigen Passauer Bürgern, Kaufleuten, zünftigen Schiffsmeistern und zechfreudigen Offizieren. Nach dem Tod von Elisabeth Weiß betrieben wechselnde Besitzer die Wirtschaft. Vor 20 Jahren wurde der Wirtsbetrieb dann eingestellt und das Gebäude verlassen. Der Leerstand, vor allem aber das Jahrtausendhochwasser 2013 fügten dem traditionsreichen Haus großen Schaden zu.

Die Initiative zur Rettung des Gebäudekomplexes ergriff 2016 der Denkmalpfleger und Generalkonservator a. D. Prof. Dr. Egon Johannes Greipl, der zu diesem Zweck auch die „Felsenfreunde Passau e. V.“ gründete. Als treibende Kraft entwickelte Greipl ein Instandsetzungs- und Nutzungskonzept, als Netzwerker organisierte er öffentliche Zuschüsse. Doch einen beachtlichen finanziellen Beitrag leisten die Felsenfreunde selbst.

Überdies ließ sich eines der Mitglieder, Chef einer eingessenen Passauer Confiserie, berufsbedingt eine besonders charmante Idee einfallen: Er kreierte Original Passauer FELS’N PRALINEN. Zur Rettung des Passauer Baudenkmals Gasthaus „Zur Fels’n“ – so steht es auf der ansprechend designten Pralinenschachtel zu lesen. Denn ein Teil des Erlöses aus dem Verkauf dieser örtlichen Spezialität kommt der Instandsetzung des Traditionswirtshauses zugute. Neun felsenförmige Criollo-Schokoladen-Pralinen gefüllt mit zartem Malzkaramell, überstreut mit einer feinen Prise Bergsalz befinden sich in einer 100gr-Packung. Die Zutaten Malz und Salz sind der ehemaligen Bierwirtschaft und ihren Gästen, den Salzsäumer, gewidmet. Was für eine clevere, geschmackvolle und zugleich hilfreiche Idee! Das fragt man sich, ob es ein Zufall ist, dass die Praline von einem deutschen Koch Mitte des 17. Jahrhunderts erfunden wurde, etwa zur selben Zeit, als in der Fels’n-Wirtschaft das Bier zu fließen begann?

MS