Es gibt Zeppelin-Briefmarken, Zeppelin-Uhren, Zeppelin-Restaurants, ein Zeppelinmuseum und – wen wundert es? – mehrere Zeppelin-Denkmale. Unter anderem befinden sich solche in Geinsheim/Südhessen, im württembergischen Leinfelden-Echterdingen südlich von Stuttgart, im oberschwäbischen Fischreute bei Kisslegg und gleich zwei am Bodensee in Konstanz und in Friedrichshafen. Eines steht in Niederbayern, und zwar im Gemeindegebiet Loiching nahe der Staatsstraße 2074 zwischen Lichtensee und Höfen, wo in Richtung Dingolfing ein Abzweiger rechts zur Wastlmühle führt. Was alle diese Denkmale einerseits verbindet, ist die Erinnerung an die revolutionäre Vision des berühmten Grafen Dr. Ing. Ferdinand von Zeppelin (1838–1917), Luftschiffe zu konstruieren, die in den Himmel aufsteigen können. Andererseits, wer dergestalt hoch hinaus strebte wie um die vorletzte Jahrhundertwende Graf Zeppelin, musste durchaus Rückschläge hinnehmen; und so markieren manche dieser Denkmale Orte, wo die „fliegenden Zigarren“ des Luftfahrtpioniers gezwungenermaßen notlanden mussten. Auch das niederbayerische Zeppelin-Denkmal erinnert an die Landung eines nach seinem Konstrukteur benannten Luftschiffs, die am 1. April 1909 mehr oder weniger ungeplant aber glücklicherweise glimpflich ablief.
Das „Reichsluftschiff Z 1“ mit Graf Zeppelin sowie der Piloten- und Techniker-Mannschaft an Bord sollte an diesem Tag seine erste Landung auf bayerischem Boden absolvieren. Vorgesehen war dafür der Münchner Exerzierplatz Oberwiesenfeld, das heutige Olympiagelände. Prinzregent Luitpold und die königliche Familie wollten dem spektakulären Ereignis beiwohnen, nicht zuletzt um die mutigen Flugpioniere mit gebührenden Ehren zu empfangen. Dazu kam es allerdings nicht, zumindest nicht an diesem Tag. Nach dem Start in der Friedrichshafener Werft erreichte das Luftschiff zwar den Zielort München, doch alle Landungsversuche schlugen dort fehl. Heftiger Wind trieb den Zeppelin ab. Die Landungshelfer hatten keine Chance, das fliegende Schiff mit den Landungsseilen zu sichern. Anfangs versuchten sie diesem noch im Laufschritt zu folgen. Vergeblich. Dann begann mit Eisenbahn und Automobilen eine aufregende, ja bisweilen halsbrecherische Verfolgungsjagd in nordöstliche Richtung. Auch eine Landung in Landshut scheiterte. Die Gefahr, dass das 128 Meter lange Luftschiff mit seinen knapp 12 Metern Durchmesser bis in den hügeligen Bayerischen Wald abgetrieben wird, wollte Graf Zeppelin unter allen Umständen verhindern. Dort wäre eine Landung unmöglich gewesen. Die nach Landshut nächstgeeignete Landefläche lag im Isartal. Im Loichingermoos glückte schließlich die Landung auf freiem Feld. Die sensationelle Ankunft, zu der viele Schaulustige herbeigeeilt waren, erfolgte gegen 15.00 Uhr. Dieses spektakuläre Ereignis wurde selbstverständlich mehrfach fotografisch festgehalten. Bald darauf konnte man das gelandete „Reichsluftschiff Z1“ bereits auf Ansichtskarten bewundern und mit Grüßen aus der Heimat, die damit quasi im Luftfahrtzeitalter angekommen war, verschicken.
Eben dieser Episode in der bewegten Luftfahrtgeschichte Deutschlands widmete man vor Ort einen Gedenkstein. Es handelt sich dabei um einen kegelförmigen Tuff-Kalkstein, der auf einem dreiteilig abgestuften Sockel am Wegesrand steht. Im rechteckigen, nach Nordwesten zur Hauptstraße hin ausgerichteten Schriftfeld steht zu lesen: ZEPPELIN LANDVNG DES ERSTEN LENKBALLONS in BAYERN 1.IV.1909. Einen Tag später konnte das „Reichsluftschiff Z 1“ schließlich doch noch wie ursprünglich geplant auf dem Oberwiesenfeld in München gelandet werden. Dort war der Zuschauerandrang überwältigend, obwohl die eigentliche bayerische Premiere bereits auf niederbayerischem Boden und ohne Prinzregenten stattgefunden hatte. Aber das interessierte in München nicht mehr.
Maximilian Seefelder
Foto: Maximilian Seefelder