Getreide anzubauen und daraus Mehl zu machen, ist eine der ältesten Ideen, die die Menschen gehabt haben. Das Prinzip Mühle, und da denken wir gleich an, na klar, ein Mühlrad, das lustig an einem rauschenden Bach vor sich hin klappert, gibt es schon seit 3000 v. Chr. Erfunden haben es die Menschen, die zu dieser Zeit in Mesopotamien, im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, lebten, neben dem Nil-Delta eine der ersten Flächen, die der Mensch ausgesprochen intensiv für die Nahrungsmittelproduktion genutzt hat. Und so haben sich die Mühlen immer weiter ausgebreitet. Die Römer waren es, die die ersten Mühlen in unsere Gegend brachten. Das kann man heute noch an unserer Sprache sehen: „Molina“ haben die Römer zu einer Mühle gesagt. Daraus machten die Germanen „mulin“. Im Mittelalter hieß es „muele“ und später, so wie wir es heute kennen, „Mühle“.
Die Mühle findet sich nicht nur in unserer Sprache, auch zu unserer Landschaft hat sie früher einfach dazugehört. Das ist auch noch gar nicht so lange her. Ein noch so kleiner Bach ohne Mühle? Undenkbar! Allein an der Kleinen und Großen Vils gab es noch Anfang des 20. Jahrhunderts über 80 Mühlen – mehr als eine Mühle pro Kilometer! Um 1950 gab es noch 4440 Mühlen in Bayern, heute gibt es gerade noch um die 100. Bloß die Namen, die Dörfer und Höfe bis heute tragen, erinnern noch an die große Zeit der Mühlen: Allein im Landkreis Passau führen über 200 Orte die Mühle im Namen. In ganz Niederbayern sind es fast 800 Orte. Von Hungermühle über Höllmühle, Ödmühle, Dimpflmühle und Eselmühle ist alles dabei. Und da wundert es einen doch auch nicht mehr, dass so viele Menschen Müller mit Nachnamen heißen. „Müller“ kommt übrigens auch von den Römern: Den Müller nannten sie „molinarius“, althochdeutsch hieß es „mulnari“, später „muelner“ und heute „Müller“.
Ausflugstipp 1: Die Schöllamühle bei Velden gibt es schon seit der Zeit Karls des Großen. Zum ersten Mal taucht sie im Jahr 818 in alten Papieren auf.
Ausflugstipp 2: Wenn Sie mit dem Rad auf dem Vilstalradweg unterwegs sind, kommen Sie an vielen Mühlen vorbei. Einige von ihnen sind sogar noch in Betrieb.
Christoph Goldstein
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