Landshut hat es wieder einmal in die Süddeutsche Zeitung geschafft: Nicht mit einem Bürgermeister, der im Biotop baut, oder mit einem rechten Blogger, nein, diesmal geht es ums Wasser: Zwei Wochen ist es her, dass sich direkt über Landshut ein gewaltiges Unwetter entladen hat, das zweite seiner Art innerhalb weniger Wochen. Beim ersten Mal waren die Ortsteile Achdorf und Kumhausen besonders betroffen, jetzt waren die Innenstadt und Hagrain an der Reihe. Und wieder waren Facebook, Instagram & Co. überfüllt mit Fotos und Videos: vollgelaufene Keller und Tiefgaragen, Flüsse, wo sonst Straßen sind, und ganz, ganz, ganz viel Schlamm. Natürlich kann man da jetzt sagen: „Naja, war eben ein Jahrhundertereignis.“ Aber redet man sich da nicht zu leicht heraus? Immerhin waren es ja gleich zwei jahrhundertunwetterwürdige Gewitter in kurzer Zeit. Natürlich, fürs nächste Mal bleibt noch der Begriff Jahrtausendunwetter. Aber macht man es sich so nicht etwas zu einfach? Irgendwie könnte es sein, dass all die immer häufigeren und heftigeren Unwetter und Hitzewellen etwas mit dem Klimawandel zu tun haben, oder?
In Landshut kommt noch etwas dazu: Fast keine Stadt ist in den letzten 20 Jahren so schnell gewachsen. Die letzten 20 Jahre hat man keine Gelegenheit ausgelassen, nachzuverdichten. Und das Wasser? Hat immer weniger Platz vor lauter Tiefgaragen, Straßen, Hangbefestigungen, betonierten und gepflasterten Flächen. Aber das Wasser ist so unbarmherzig, wie es die Bauherren unbarmherzig in die Enge treiben: Wo früher ein Häuschen mit großem Garten war oder eine Wiese, wo das Wasser versickern konnte, da stehen jetzt riesige Wohnanlagen mit ungeheuer großen Tiefgaragen für ungeheuer große Autos. Überraschung: Jetzt kann das Wasser nicht mehr versickern, also macht es sich in den Tiefgaragen breit.
Vielleicht muss man sich in Zukunft doch etwas andere Gedanken machen. Natürlich, es gibt so etwas wie Sturzflutmanagement. Das hatte Landshut natürlich nicht. Zu teuer und: „Wer braucht denn so was?“ Aber irgendwann hilft auch das nicht mehr. Ist es nicht endlich an der Zeit für eine schlaue Stadtplanung? Und das hat nicht nur etwas mit dem Wasser zu tun. Städte brauchen Grünflächen. Stein, Beton und Glas heizen sich nun einmal stark auf. Stichwort: Hitzewelle. Wie wäre es mit einer klugen Planung, einer Baukultur, in der es nicht nur Bäume, Wiesen und Parks gibt, sondern auch Straßen und Häuser so geplant werden, dass die Luft zirkulieren kann und dass ein kühles Lüftchen wehen kann? Ach ja, so etwas wie Dach- und Fassadenbegrünung gibt es ja auch noch…
Christoph Goldstein
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