Abseits belebter Plätze und Straßen finden sich in vielen Städten ruhige Orte zum Entspannen. Zu solch einem Ort innerhalb des Landshuter Stadtzentrums gehört der Residenzinnenhof; auch im Sommer und an sonnigen Herbsttagen, wenn in der Fußgängerzone rund um die mehr als 1.000 Café-Stühle der Bär tobt und Menschenmassen unterwegs sind.

Im Residenzinnenhof gibt es Ruhe und Stille, fernab vom nahen Trubel, der nur wenige Meter entfernt abgeschirmt durch dicke Renaissancemauern herrscht: Ideal zum Tagebuchschreiben oder Lesen verbunden mit dem Genuss eines Cappuccinos oder Campari-Soda oder auch nur, um v. a. im Spätherbst das strahlend tiefblaue Himmelsrechteck zu bestaunen, auf den deutscher und italienischer Bau über dem Hof den Blick freilassen.

Der Aufenthalt dort ist wie ein Kurzurlaub in Italien – bei minimalem zeitlichen und finanziellen Aufwand: Ein Gratis-Geschenk in Niederbayerns Hauptstadt für stille Genießer. Und das nur, weil sich ein ehrgeiziger Wittelsbacher Herrscher einen so prächtigen Palazzo wie in Mantua nördlich der Alpen eingebildet hat.

In den vergangenen Jahren hat die bayerische Schlösser- und Seenverwaltung zusammen mit der Stadt nach und nach den Reiz dieses Ortes für Ausstellungen, Aufführungen und neuzeitliche Events aller Art erkannt. Das Jahrhunderte lang in Sand gebettete Flusskieselmaterial aus der nahe gelegenen Isar ließ man daher schrittweise in Beton verlegen, um dem Schwerlastverkehr und den häufigen Nutzungsbelastungen Rechnung zu tragen.

Faszinierend ist immer wieder, wie wenig Besucher und Besucherinnen diesen herrlichen Platz im Lebensraum Landshut untertags frequentieren. Woran mag das liegen? An der zu einsamen „langweiligen“ Ruhe im Gegensatz zur lebendig-quirligen Geschäftigkeit an der Straßenmeile zwanzig Meter weiter?

Die anstehende Residenz-Sanierung der arg buckligen Oberfläche zugunsten von ebenen barrierefreieren Spaltkieseln öffnet vielleicht die Tore für bisher unbekannte Besucherströme…

Eine Vision nach einem einmaligen Wasserspiel würde den Residenzinnenhof ebenfalls beleben: Mitten im Sommer könnten ca. 250 Zuschauer im Innenhof von ihren sternförmig arrangierten Stühlen aus mit offenem Mund zusehen, wie extra in die 14 historischen Dachrinnenspeier gepumptes Regenwasser malerisch aus großer Höhe als Strahl oder feuchte Gischt zu Boden plätschert oder rieselt – je nach Druck und Einstellung der Wassermenge. Nach gut einer Minute wäre das Spektakel vorbei und alle könnten beseelt und erfrischt von der Schönheit dieser Aufführung nach Hause gehen.

Doch wahrscheinlich ist´s sinnvoller, es bleibt bei einem Traum. Und beim buckligen Flusskieselbelag. Denn dann steigen die Chancen, dass die Ruhe und Stille dieses Ortes mitten in der Altstadt noch lange erhalten bleiben…

HW