Bei fast allen Bräuchen und Traditionen, die wir heute so liebgewonnen haben, hatte irgendwann mal die Politik ihre Finger im Spiel: Bei der Volksmusik war es so, bei der Tracht auch, beim Oktoberfest sowieso und natürlich beim Marienkult.
Maximilian I. war es, der damit angefangen hat. Maria musste dafür herhalten, dass Maximilians Soldaten am 8. November 1620 ein militärisches Wunder vollbrachten und den als uneinnehmbar geltenden Weißen Berg erstürmt hatten. Das war der Anfang einer der größten Katastrophen Mitteleuropas: der Dreißigjährige Krieg. Ein bisschen später, 1638, wandte sich Maximilian in höchster Not wieder an die Mutter Gottes: Wenn München und Landshut nicht von den Schweden dem Erdboden gleichgemacht werden würden, dann würde er aus Dankbarkeit am Münchner Marienplatz eine elf Meter hohe Mariensäule errichten lassen; gesagt getan. Ab jetzt war Maria endgültig die Schutzheilige Bayerns, die Volksheilige, die Patrona Bavariae. Wie Pilze schossen seitdem die Marienwallfahrten aus dem Boden und es gab bald fast kein Haus, in dem nicht irgendwo eine kleine Madonna stand.
Am 1. Mai wird das Hochfest der Patrona Bavariae gefeiert. Dass das so ist, liegt wieder am Krieg: 1916 war es wieder so weit. Eigentlich war der Krieg längst verloren, bloß eingestehen wollte man es sich nicht. Also sollte es Maria richten. Wer, wenn nicht sie? Verzweifelt wandte sich Ludwig III. an Papst Benedikt XV. Ein Wunder musste her! Und der Papst? Er ernannte Maria hochoffiziell zur Hauptpatronin Bayerns. Seitdem feiern wir am 1. Mai jedes Jahr das Hochfest der Patrona Bavariae.
Was ist heute vom Marienkult übrig? Da sind die vielen Kirchen und Kapellen, die Maria gewidmet sind, die Marianische Männerkongregation, Maiandachten, Marienlieder und der Name selbst. Und: In Bayern dürfen nicht nur Frauen Maria heißen, auch Männer dürfen das. In Gegenden, in denen die Mehrheit der Menschen katholisch ist, dürfen die Eltern ihren Söhnen den Beinamen Maria geben.
Christoph Goldstein
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