Angesichts der steigenden Temperaturen und der landläufigen Meinung vom Traumsommer mit italienischen Temperaturen gießt die Risikoanalyse des Bundes zu den Auswirkungen auf unser Klima etliche Wermutstropfen in das Gefühl, das die Menschen nach dem Corona-Lockdown in vollen Biergärten ausgelebt haben.
Worum geht es bei der Risikoanalyse? Das Bundesumweltministerium listet stattliche 102 Klimawirkungen in 13 Handlungsfeldern auf. Im Vergleich zur Vorläuferstudie von 2015 sind die Klimarisiken gestiegen und alle damals aufgelisteten Ergebnisse der 25 Bundesbehörden und -institutionen haben sich bestätigt.
Besonders betroffen sind unsere natürlichen Lebensgrundlagen wie Böden, Wasser und Wälder. Die Szenarien schwanken von einer Erderwärmung von 2,4 (optimistisch) bis zu plus 3,0 Grad bis 2100. Bei 31 Klimawirkungen sieht die Studie deshalb akuten Handlungsbedarf: darunter tödliche Hitzebelastung in den Städten, Wassermangel in Böden und schwerwiegende Folgen für die (Land)Wirtschaft durch sog. Extremwetterereignisse.
Detailliert gehen die Autor*innen in den sechsteiligen Teil-Berichten auf die Themen Grundlagen, Land, Wasser, Infrastruktur, Wirtschaft und Gesundheit und abschließend auf Klimarisiken, Handlungserfordernisse und Forschungsbedarf ein.
Was könnte helfen? Zum Beispiel die Pflanzung von klimaangepassten „fremdländischen“ Gehölzen wie der Gleditschie, der Zerreiche, dem Gingko oder Tulpenbaum , mehr Grün auf den Dächern, an Fassaden und mehr Platz für Fließgewässer und eine neuartige Land- und Forstwirtschaft. Lauter Themenfelder, die z.B. von Landschaftsarchitekten und Landschaftsplanern seit Jahrzehnten in den Kommunen beackert werden; soweit das politisch gewollt ist.
Abschließend heißt es unter der Überschrift „Gesamtbetrachtung der Klimarisiken mit Anpassung“ auf Seite 107: „Klimaanpassung ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die eines koordinierten Handelns auf allen staatlichen und nicht-staatlichen Ebenen bedarf, um eine klimaresiliente Gesellschaft zu erreichen. Bei vielen Klimawirkungen ist der Bund lediglich für die politische Rahmensetzung zuständig. Hauptakteure und wesentliche Ebene für die Umsetzung sind Länder, Kommunen und die Zivilgesellschaft.“ Also wir alle.
Diese Tatsache und die heilsame Medizin liegen passend zur bevorstehenden Bundestagswahl jetzt wieder einmal auf dem Tisch. Hoffentlich finden sie auch Eingang in den Koalitionsvertrag der kommenden Regierung, die wir alle im September wählen können. Wer nicht so lange warten will, kann schon heute mit der Umsetzung loslegen. Und: auch ein lang anhaltender Landregen kann „schönes Wetter“ sein!
Links:
https://www.lve-baumschule.de/fileadmin/downloads/LVE_Stadtbaeume_D_2020_l13.pdf
Helmut Wartner
Foto: Klaus Leidorf