Schlachten am laufenden Bad

Schlachthöfe sind weit weg. Meinen wir. Schlachthöfe sind meistens unscheinbar in Gewerbegebieten versteckt, neben Autohändlern, Elektrofachhändlern und Logistikhallen. Erst wenn es Ärger gibt, dann sind sie auf einmal wieder da.

Im Landshuter Schlachthof werden pro Jahr eine Million Schweine geschlachtet. In ganz Deutschland sind es knapp 60 Millionen. Fast ein Drittel der vielen, vielen Tonnen Schweinefleisch geht nach China. Wäre da nicht die Afrikanische Schweinepest. 2020 hat China einen Importstopp verhängt. Das gilt für Regionen, in denen die Schweinepest wütet. Das Fleisch, das nicht nach China geht, muss in den eh schon umkämpften europäischen Mark gequetscht werden. Die Preise fallen also weiter. Aber das Geschäft mit den Schweinen lohnt sich trotzdem: für die großen Konzerne. Bei den Menschen aus Osteuropa, die Tag für Tag Schwein für Schwein schlachten und zerlegen kommt davon nichts an. Sie sind gar nicht bei den großen Konzernen selbst unter Vertrag, sondern bei einem der vielen Subunternehmer. Damit sparen die Konzerne Geld und ziehen sich aus der Verantwortung. Die Menschen aus Osteuropa kommen zu uns, weil in ihren Ländern bereits Menschen aus Ostasien für noch weniger Geld in den Schlachthöfen schuften; ein Teufelskreislauf. Die Exporte aber steigen und steigen, die Gewinne auch. Wen interessiert es denn schon, wo das Fleisch herkommt? Hauptsache billig.

Teure Grills – billiges Fleisch

Während auf der einen Seite die Diskussion um die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen die Debatte um Fleischpreise neu entfacht hat, ist auf der anderen Seite festzustellen, dass für die Verbraucher an der Fleischtheke fast nur der Preis zählt. Es ist kurios! Die Menschen geben hunderte bis tausende von Euros für einen Grill aus und beim Fleisch achten sie auf Centbeträge.

Investieren wir als Grillnation vielmehr in professionelle Ausstattung, als in hochwertiges Grillgut? Es bleibt die Frage: Warum wird so viel Geld für einen Grill ausgegeben, aber für das Fleisch fast nichts? Und: Welchen Beitrag können wir zum Tierwohl leisten ohne gleich Vegetarier zu werden? Wenn wir schon so gerne grillen, dann könn(t)en wir mit unserem Grillverhalten vielleicht einen positiven Effekt auf die Fleischindustrie und das Tierwohl haben.

Cindy Drexl/Christoph Goldstein
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