Die Pandemie beschleunigt das Wirtshaussterben. Wenn es schlecht läuft, müssen wir vielleicht irgendwann unseren Kindern erklären, was ein Wirtshaus ist.
Warum ist das Wirtshaus in Gefahr? Liegt es daran, dass sich unser Leben, unsere Gewohnheiten grundlegen geändert haben? Liegt es daran, dass man heute vielleicht lieber zu Hause auf der Couch als in Gesellschaft isst? Lieber am Smartphone daddelt als am Schafkopftisch? Lieber vegetarisch oder vegan isst als einen Schweinsbraten? Und lieber ins Fitnessstudio geht, als am Stammtisch sitzt?
Längst gibt es viele Verschiedene Studien zum Niedergang der Wirtshäuser und zur Wirtshauskultur im Wandel. „Wirtshaussterben“ ist ein Phänomen, das seit den 1970er Jahren Bayern, ganz Deutschland betrifft und auch andere Länder, zum Beispiel Österreich. 1980 gab es in Bayern noch 7.900 Schankwirtschaften. 2013 waren es nicht mal mehr 4.000. Das ist ein Rückgang von fast 50 Prozent! Damit liegt Bayern im Bundesvergleich auf Platz 2 hinter Nordrhein-Westfalen. Woran liegt das? Ist der demographische Wandel schuld? Die steigenden Investitionskosten, dass man kein Personal findet oder das Freizeit- und Konsumverhalten, das sich immer mehr ändert?
Ein Wirtshaus, das es erwischt hat, ist das „Gasthaus zur Post“ in Malching, 1436 erstmals urkundlich erwähnt. In dem stattlichen Gebäude war ein Gasthof, die Postmeisterei, ein Tanzsaal und im Hinterhof Stallungen und Scheunen. 1985 musste das Wirtshaus schließen. Die Wirtsleute waren zu alt und niemand wollte weitermachen. Ein Versuch das Wirtshaus wiederzubeleben scheiterte. Seit 2013 ist das Anwesen nun im Besitz eines Privatmannes und aus dem Wirtshaus wird ein Wohnhaus.
Aber nicht alle Wirtshäuser sterben. Viele leben weiter, einige, in anderer Form, so wie zum Beispiel die „Alte Post“ in Triftern, eines der ältesten Gebäude des Orts. Im denkmalgeschützten Stadel wird ein Kulturzentrum entstehen. Und das Wirtsgebäude soll einmal ein Bürgerhaus werden. Das ist eine Möglichkeit, öffentlichen Raum wiederzubeleben. Und das Wirtshaus lebt, nur eben anders.
Cindy Drexl
Foto: Norbert Pauckner